Rezension

Informativ und gleichzeitig unterhaltsam

Scharfstellung - Heike Melzer

Scharfstellung
von Heike Melzer

Bewertet mit 4 Sternen

Auf etwas mehr als 230 Seiten analysiert Paar- und Sexualtherapeutin Dr. Med. Heike Melzer sowohl anschaulich als auch unterhaltsam, welchen Einfluss die neuen Medien und das Internet auf das Sexualleben und somit auf Beziehungen, das Privat- und Arbeitsleben haben.

In elf Kapiteln setzt sich die Autorin mit dem Thema auseinander. Quasi als Vorbereitung geht es erst um Masturbation, Pornos, Sex-Toys , Prostitution und Casual Dating, bis der Bogen zur Sexualität im Wandel, Sex- und Pornosucht sowie die heutige Aufklärung geschlagen wird. Dabei erhebt die Autorin nicht den moralischen Zeigefinger, sondern liefert interessante Informationen und klärt auf. In einem Unterkapitel werden so beispielsweise neurologische Grundlagen verständlich erklärt, sodass auch für Laien nachvollziehbar dargelegt wird, wie eine Sucht entstehen kann und was sich dabei in Kopf und Körper abspielt.

Geschickt werden Fakten mit Erfahrungen aus der eigenen Praxis gemischt, präsentiert in einem sehr lockeren und unterhaltsamen Schreibstil.

 

„Scharfstellung“ ist kein Selbsthilfebuch, sondern soll sensibilisieren und darauf aufmerksam machen, welche Folgen übermäßiger Konsum von u.a. Pornos auf das Sexleben haben kann. Dabei ist alles eine Frage der Dosis. Besonders für Kinder und Jugendliche, die früh mit Pornos in Berührung kommen, kann dies weitreichende Folgen haben. Eltern sollten sich dessen bewusst sein und nicht zu sorglos mit der Thematik umgehen, Kinder bekommen häufig mehr mit, als man denkt.

 

Natürlich sollte der Leser grundsätzlich ein gewisses Interesse für das Thema Sexualität aufbringen und generell dafür offen sein. Ein Schmuddelbuch ist „Scharfstellung“ jedoch nicht und den Voyeurismus befriedigt es auch nur bedingt. Das Thema Fetisch wird beispielsweise nur am Rande angesprochen.

Manch einem Leser mag dieses Buch sogar einige Anregungen geben, so werden einige Internetseiten oder besonderes Spielzeug genannt. Besonders die Beschreibung der Spielzeuge für Männer und Frauen war durchaus interessant, erinnert manchmal aber sehr an einen Marketingauftritt.