Rezension

Informativ und macht viel Vorfreude auf die Weihnachtszeit

White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht - Michelle Marly

White Christmas - Das Lied der weißen Weihnacht
von Michelle Marly

Bewertet mit 4.5 Sternen

Handlung

Hollywood, Heiligabend 1937

Für Irving Berlin ist Weihnachten stets ein besonderer Tag. Nicht nur verbindet er damit schöne Zeiten und sein größtes Glück, sondern er hat zu dem Fest auch einen schweren Schicksalsschlag erleiden müssen. Nun ist er im Jahr 1937 erstmals ohne seine Familie am Heiligen Abend in Kalifornien. Ein Weihnachten, wie er es nicht wirklich kennt: mit Sonnenschein, Palmen und Wärme. Der Jazz-Komponist sehnt sich nicht nur nach seiner Familie, sondern auch nach den weißen Weihnachten seiner Kindheit. Um seiner Sehnsucht Ausdruck zu verleihen, hat Irving die fixe Idee, ein Weihnachtslied zu schreiben...

 

Meinung

Ich mag das Cover gerne, besonders der leicht verblasste und damit nostalgische Effekt spricht mich sehr an. In einem kräftigen Rot, einer Farbe, die leicht mit Weihnachten zu verbinden ist, wurde der Titel gehalten. Genau dieser Farbton findet sich ebenfalls im Mantel der Dame, sowie im Symbol des Verlags wieder. Das ist sehr passend und ich mag es, dass die Farbe wiederholt aufgegriffen wird. Der obere Buchrand wurde in einem dezenten Beige gehalten, dort sind lediglich einige Schneeflocken zu sehen. Dadurch wird die Aufmerksamkeit direkt auf den Titel, sowie den unteren Bildrand gelenkt. Dort ist ein Pärchen beim Schlittschuhlaufen zu sehen, beide wirken beschwingt und glücklich. Im Hintergrund sieht man einen Ausschnitt von Manhatten und es wirkt einfach idyllisch und wunderschön. Je länger ich das Cover betrachte, desto mehr mag ich es!

 

Mir ist der Roman direkt in der Verlagsvorschau aufgefallen. Nicht nur, weil ich Michelle Marly als Autorin sehr schätze und einige Bücher von ihr gelesen habe, sondern auch, weil mich die Geschichte sofort interessiert hat. Ich meine, der Song ist ein Klassiker und ich weiß nicht, wie oft ich ihn in der Weihnachtszeit jedes Jahr höre. Und nun zu erfahren, wie die Geschichte dahinter ist, hat durchaus seinen Reiz. Und wenn man sich den Klappentext durchliest, kann man sofort herauslesen, wie sonderbar die Entstehung eigentlich ist. Ein Stück weit habe ich auf den Erscheinungstermin hingefiebert und ich habe mich sehr darüber gefreut, vom Aufbau Verlag ein Rezensionsexemplar zu erhalten. Nochmals herzlichen Dank dafür!

 

Ich muss sagen, dass ich einen sehr angenehmen Start in die Handlung hatte. Es gibt einen Vorspann, der einen Einblick in die Vergangenheit gibt und bereits erste Motive nennt, die später eine Bedeutung in Irving Berlins leben haben. Danach startet die Haupthandlung und ich habe direkt gut 100 Seiten in einem Rutsch gelesen, weil mich das Buch ziemlich gefesselt hat und ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht und was der Jazz-Komponist noch erleben wird. Ich denke, dass sich der Roman gut an einem Tag lesen lässt. Es handelt sich um eine lockere Lektüre, die flott ist und einen sehr angenehmen Schreibstil hat. Ich habe für das Buch am Ende gute anderthalb Tage gebraucht, wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, wäre mir dies auch an einem Tag möglich gewesen.

Ich mochte die Schreibweise sehr. Besonders hat es mir gefallen, wie stimmungsvoll die Szenen waren und wie gut ich mir nicht nur die Orte, sondern auch die Charaktere vorstellen konnte. Ich hatte vorweg nicht nach Irving Berlin gegoogelt und hatte dementsprechend auch kein richtiges Bild des Mannes vor Augen. Ich habe mich beim Lesen vollkommen auf die Beschreibungen der Autorin, sowie auf meine Fantasie verlassen und am Ende entstand ein Bild, welches dem des Komponisten recht nahe kommt. In diesem Zusammenhang hat es also richtig Spaß gemacht, immer weiterzulesen.

 

Die Handlung findet immer in unterschiedlichen Jahren statt. Einmal werden Szenen aus dem Jahr 1937 eingestreut, hier erlebt man das Weihnachtsfest mit Irving Berlin mit und begleitet ihn von der ersten Idee eines Weihnachtsliedes bis hin zur Umsetzung dessen. Und dann gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang, der 1924 beginnt und 1928 endet. Hier gibt es einige Details zu Berlins Schaffen, seiner täglich Arbeit und seinen Werken. Außerdem wird die Liebesgeschichte von Irving und Ellin Mackay erzählt und beschrieben. Dabei ist hier Ellin die einzige Erzählerin, sie gibt tiefe Einblicke in ihre Gefühls- und Gedankenwelt und man lernt ihren Charakter am Ende sogar ein bisschen besser kennen als den von Irving Berlin. Ich mochte diese Mischung an sich sehr gerne, es gibt immer wieder Abwechslung und es wird nie langweilig. Zudem war ich mir lange Zeit nicht sicher, wie die Liebe der Beiden weitergehen wird, ob sie Bestand haben wird und ob der Jazz-Komponist und Ellin am Ende heiraten. In diesem Zusammenhang mochte ich die zweigeteilte Erzählung sehr gerne.

Einzig einige Kapitel, die in Europa spielen und auf denen Ellin auf den Spuren des Judentums ist, finde ich etwas zu viel. Sie hat hier fast manische Züge bekommen und ich fand Ellin in diesen Kapiteln etwas befremdlich. Zudem haben sie irgendwie nicht ganz zu dem Rhythmus des restlichen Buches gepasst und ich finde, dass hier ein paar Kürzungen ganz angebracht gewesen wären.

 

Ich war richtig begeistert davon, wie viele Stimmungen beim Lesen übertragen wurden. Es hat einfach richtig Spaß gemacht, dadurch noch tiefer in die Geschichte einzutauchen und sich fast schon wie ein Teil dessen zu fühlen. Ich finde, je mehr sich die Handlung dem Ende zuneigt, desto stärker werden Stimmungen fühlbar und man kann gerade auf den letzten, ungefähr 50 Seiten eine tolle Bindung mit den Protagonisten aufbauen. Hier sind die Stimmungen am stärksten, man kann sich am besten mitfreuen, aber auch mittrauern.

Teilweise finde ich auch, dass bestimmte Settings eine Stimmung übertragen. In Ellins Elternhaus war diese etwas gedrückt und kühl, in Irving Berlins Wohnung hingegen wirkte sie freundlich und einladend. Und genauso zieht sich dies durch den Roman, was mir richtig gut gefallen hat!

 

Es gibt viele Handlungsorte, die alles eines gemeinsam haben: ich konnte sie mir recht gut und farbenfroh vorstellen. Und je nach der Stimmung, die ein jeder Ort ausstrahlt, desto farbenfroher oder düsterer war das Bild, welches meine Vorstellungskraft entwickelt hat. So habe ich das Haus von Ellins Vater stets in dunklen und gedeckten Farben wahrgenommen, während das Hotelzimmer von Irving in Kalifornien immer sehr freundlich und hell wirkte.

Und auch die Beschreibungen der Orte mochte ich gerne. Sie waren meist ziemlich kurz gehalten, trotzdem gut vorstellbar und häufig konnte man den Charme, der ein jedes Setting ausmachte gut wahrnehmen. Man kann verstehen, weshalb die Protagonisten manche Örtlichkeiten mochten oder ablehnten.

 

Ich würde sagen, dass es eine angenehme Anzahl an Personen gibt, es sind nicht zu viele, es wird aber auch nie zu eintönig, weil stets dieselben auftreten. Ein jeder hat einige Charakterzüge erhalten, die mit zunehmenden Auftritten mehr werden und dadurch lernt man sie immer besser kennen. Doch man merkt, dass eindeutig Irving Berlin und Ellin Mackay im Mittelpunkt stehen, um sie dreht sich der Großteil der Handlung und sie haben die am tiefsten gehenden Wesen erhalten, man lernt sie als Leser am besten kennen und kann sie daher ganz gut einschätzen. Ich mochte es sehr, dass sich so genau auf zwei Personen konzentriert wurde und man so viele Einblicke in ihre Gedanken und Gefühle erhält. Das trägt auch dazu bei, dass man gut eine Bindung mit den Beiden aufbauen kann und sie fühlen sich am Ende wie gute Bekannte an.

Ich mochte immer Irving ein bisschen lieber. Ich fand seinen Charakter einfach interessanter und besonders gefallen hat mir die Ruhe und Gelassenheit, die er in den meisten Momenten ausgestrahlt hat. Das zeugt von viel Reife, aber auch davon, dass Irving mit sich im Reinen ist und genau das mag ich bei Protagonisten immer sehr gerne. Ich fand ihn von der ersten Seite an sympathisch und habe mich auch nach dem Beenden des Romans noch ein wenig im Internet über den Komponisten schlau gemacht.

Ellin ist an sich ebenfalls ein freundlicher und liebevoller Charakter, doch mit ihr konnte ich mich nicht ganz so gut anfreunden. Manchmal war sie mir zu impulsiv, über viele Aspekte hat sie sich zahlreiche Gedanken gemacht, ist am Ende aber häufig im Kreis gelaufen, weil sie es allen recht machen will. Oft hatte ich ein wenig das Gefühl, als würde Ellin in einer Blase leben, wo schlussendlich alles nach ihrer Pfeife tanzt. Und das fand ich mit der Zeit ein wenig anstrengend, wobei ich sagen muss, dass ich finde, dass Ellin am Ende reifer, erwachsener und ruhiger geworden ist. Lange Zeit hat mir ihr Wesen nicht ganz zugesagt, als der Roman sich immer mehr dem Ende zuneigt, konnte ich erkennen, was Irving an der jungen Frau mag.

 

Fazit:

Mein zweiter weihnachtlicher Roman für dieses Jahr ist ausgelesen und ich fand ihn äußerst informativ. Nicht nur die Entstehung des berühmten Liedes, sondern auch die Vorstellung eines Weihnachtens in warmen Gefilden war ein interessanter Einblick und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Ich mochte die Schreibweise sehr gern, ebenso wie Irving Berlin, das Setting und die stimmungsvollen Beschreibungen. Dadurch hat es mir viel Freude gemacht, in den Roman einzutauchen und mich darauf einzulassen. Und ich bin immer noch der Meinung, dass es eine perfekte Lektüre für einen Tag ist!

Ich hatte bereits einen kleinen Aspekt angedeutet, den ich nicht so perfekt fand: die Kapitel in Europa. Diese stören mich wirklich ein wenig und ich habe mich dazu entschlossen, dafür einen halben Stern in meiner Bewertung abzuziehen.

Ansonsten habe ich absolut nichts zu kritisieren, ich habe allerhand positive Punkte genannt, sodass ich denke, dass man herauslesen kann, dass ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehle. Es macht viel Freude auf die Vorweihnachtszeit und vor allem darauf, endlich wieder Weihnachtslieder zu hören!