Rezension

Innovative Idee, aber irgendwas fehlte...

Die 5. Welle, 2 MP3-CDs - Rick Yancey

Die 5. Welle, 2 MP3-CDs
von Rick Yancey

Die Menschheit wurde so gut wie ausgelöscht durch die ersten vier Wellen, die die Anderen erschufen. Zuerst Dunkelheit, dann ungeheuer große Tsunamis, schließlich ein grausames Virus und nach der vierten Welle ist Vertrauen ein Fremdwort für alle Überlebenden geworden. Cassie ist eine dieser Überlebenden. Sie hat beinahe alles verloren, einzig allein die Suche nach ihrem Bruder, den die Anderen mitgenommen haben, treibt sie noch an. Auf ihrem Weg begegnet sie Evan Walker, der ihr das Leben rettet. Aber reicht das um ihm zu trauen? Und welche Grausamkeit wird die fünfte Welle für die Menschen noch bereithalten?

Heute wird es immer schwieriger noch halbwegs innovative Dystopien beziehungsweise Postapokalypsen zu entdecken, die einem dann auch noch gefallen. Natürlich müssen neue Autoren nicht das Rad neu erfinden, aber man freut sich als Leser doch eigentlich immer, wenn einem beim Lesen Elemente in der Story oder bei den Charakteren begegnen, die man noch gar nicht oder kaum kennt. 

So war es für mich auch mit "Die 5. Welle".
Rick Yancey verpackt in seinem Reihenauftakt geschickt die Komponenten aus Weltuntergang und Aliens, in seinem Buch auch "die Anderen" genannt und dekoriert dies dann noch mit brutalen Actionszenen, klasse Charakteren und zahlreichen Wendungen in der Story.

Direkt zu Beginn ist mir schon der interessante Stil des Autors aufgefallen. Er schreibt die Geschichte aus verschiedenen Ich-Perspektiven und gerade die Stellen aus Cassies Sicht wirkten so authentisch, dass ich mir die ganze Zeit dachte, dass diese Worte garantiert ein 16-jähriges Mädchen geschrieben haben muss. Es gibt immer mal wieder umgangssprachliche Ausrufe oder "gedachte" Sprache: also Sätze, die man genauso aufschreibt, wie man sie gedacht hat und die man nicht noch formvollendeter umschreibt. Diese Direktheit hat mir super gefallen und bringt einem auch gleich der Protagonistin näher.

Cassie mochte ich überhaupt sehr gern. Sie war mir zwar nicht direkt sympathisch, aber dafür wirkte sie immer sehr authentisch und außerdem: jemand der so viele schreckliche Dinge erlebt hat in solche kurzer Zeit, muss auch nicht der sympathischste Mensch der Welt sein.

Die anderen Charaktere wie zum Beispiel Zombie, der ebenfalls einen Teil der Geschichte erzählt und der auch noch eine wichtige Rolle für Cassies Überleben spielen wird, fand ich ebenso faszinierend. Rick Yancey hat sie alle toll ausgearbeitet und besonders gerade erwähnter Zombie hat es mir besonders angetan!

Groß geschrieben wird in "Die 5. Welle" auch die Spannung. Es gibt zahlreiche atemraubende Momente voller Action und Brutalität, die die Seiten nur so vorbeifliegen lassen und die 480 Seiten hatte ich in wenigen Stunden durch.
 Zu dieser Spannung tragen auch die unzähligen Verstrickungen in der Story bei, die mich mehr als einmal überrascht haben. Zu Beginn wird einem gar nicht klar, wie die einzelnen Charaktere alle miteinander zusammenhängen und vor allem weiß man ganz oft nicht mehr, welche Version jetzt stimmt und welche nicht und am Ende war ich dann aber über so viel Einfallsreichtum sehr begeistert.

Das Ende ist dann genauso episch und actiongeladen wie der Rest des gesamten Buches, endet aber zum Glück nicht mit einem wirklichen Cliffhanger, sodass man die Zeit bis Teil 2 ganz gut aushalten sollte.

Fazit

Tja, das klingt jetzt alles superduper, 5-Sterne-Buch-JUHU-mäßig.... Aber leider kann ich dann doch keine 5 Sterne vergeben, so gerne ich es auch täte. Warum kann ich auch leider nicht richtig beschreiben, aber irgendwie fehlte mir einfach noch das kleine Quäntchen, das ein sehr gutes Buch zu einem 5-Sterne-Buch macht. Vielleicht fehlte mir eine Prota, mit der ich mehr hätte sympathisieren können, ich weiß es wirklich nicht, aber mein abschließendes Lesegefühl rät mir, lieber "nur" 4,5 Rosen zu vergeben.