Rezension

Insel oder Großstadt?

Rapunzel auf Rügen - Emma Bieling

Rapunzel auf Rügen
von Emma Bieling

Klappentext:
Ein Sommermärchen Jessica, wegen ihren langen Haare auch Rapunzel genannt, muss wegen akuten Geldmangels ihre Ausbildung zur Schauspielerin abbrechen. Sie findet einen Job auf Rügen – ausgerechnet als Servicekraft für Seebestattungen. Bei ihrem ersten Einsatz passiert ihr ein folgenschweres Missgeschick. Sie öffnet aus Versehen eine Urne und lässt die Asche über das Meer wehen. Doch dabei lernt sie Hendrik kennen – und ist sehr erstaunt, als er wenig später wieder auf ihrem Schiff steht. Eine turbulente Liebesgeschichte, die auf und vor Rügen spielt.

Die Autorin:
Emma Bieling lebt und arbeitet in Sachsen-Anhalt. Die deutschen Küsten sind ihre Sehnsuchtsorte, an denen sie sich nur allzu gerne aufhält, durchatmet und Kraft tankt. Rügen und Sylt allen voraus.

Meine Meinung:
Jessica, die durch ihre sehr langen Haare und die Rolle als Rapunzel ihren Spitznamen weghat, braucht durch einen Unfall dringend Geld. Sie entschließt sich, den Sommer über als Servicekraft auf dem Bestattungsschiff "Friedhild" zu arbeiten, um so ihre Schulden abzuzahlen. Sogleich lernt sie den Tierarzt Hendrik kennen, der die Bestattung für seinen Vater auf dem Schiff gebucht hat. Er bittet sie sogar, bei der Urnenversenkung zu helfen, dabei geschieht aber ein furchtbares Missgeschick.
Richard, ihren besten, homosexuellen Freund, lässt Jessica in Berlin zurück, findet aber unter ihren Arbeitskollegen schnell Menschen, die sie herzlich aufnehmen.
Jessica muss sich bald entscheiden: Großstadt oder Insel? Schlechte Luft oder frischer Wind? Theaterrolle oder die Liebe? Für sie wird es nicht leicht, denn ihr Leben verändert sich nach und nach so, dass selbst Berlin nicht mehr sonderlich interessant erscheint.

"Rapunzel auf Rügen" ist ein federleichter, luftiger Sommerroman, bei dem man abschalten und schmunzeln kann, der aber auch ernste Zwischentöne hat.
Jessica, sarkastisch und meistens schlagfertig, geht ihren Weg, der so manche Überraschung birgt. Manchmal kommt es im Leben zu Veränderungen, die man selbst nicht erahnen kann und wenn man gerade nicht darauf vorbereitet ist.
Hendrik hat leider die Geschichte für mich entzaubert. Ich fand ihn eher blass, etwas undurchsichtig; ein Mann, der keine Stellung bezieht, für den es sich nicht zu kämpfen lohnt. Ein Knistern war zwischen den frisch Verliebten leider kaum zu spüren. Auch die sonst toughe Jessica passte nicht zu ihm, wie ich fand.

Richard war eine treue Seele, die immer für Jessica da war und den man einen wahren Freund nennen konnte. Ortrud, eine Arbeitskollegin, mochte ich auch sehr.
Der Umstand, dass der Roman auf Rügen spielte und dann noch in dem etwas ungewohnten Ambiente, in dem es um Beerdigungen auf See geht, war mal etwas Neues.

Der Schreibstil ist sehr flüssig und der Wortwitz sehr gut gelungen.

3 Sterne.