Rezension

Island und die Schachweltmeisterschaft

Duell - Arnaldur Indriðason

Duell
von Arnaldur Indriðason

Ein Island-Krimi rund um die Schachweltmeisterschaft zwischen Spasski und Fischer 1972. Der erste Einsatz für Indriðason altbekannten neuen Ermittler, von dem ich etwas anderes erwartet hatte.

Inhalt:
In Reykjavik treffen sich zum Match des Jahrhunderts die beiden Schachgroßmeister Spasski und Fischer. Es herrscht kalter Krieg auf und neben dem Schachfeld. Als in einem Kino ein fünfzehnjähriger Junge erstochen wird, muss Marian Briem schon bald erkennen, dass ihn seine Ermittlungen in das Umfeld des Turnieres führen. Es heißt vorsichtig vorzugehen, denn zurzeit schaut die ganze Welt auf Reykjavik.

Setting und Stil:
Island in den 70er Jahren, ein beschauliches Städtchen wird zum Weltmittelpunkt. Indriðason gelingt es gut, diese Stimmung an den Leser zu vermitteln. Ein Großteil der Fakten, die über das Schachturnier allerdings vermittelt werden, könnte man auch bei Wikipedia direkt nachlesen. So steht dieser Teil der Geschichte eher etwas außen vor, als wirklich Teil der Handlung zu werden, es sind einfach nur Orientierungspunkte, an denen sich Indriðason entlanghangelt. Die Ermittlungen laufen parallel zum Turnier und werden genau wie die Handlungsorte mit genauster Präzision beschrieben. Dritter Teil der Handlung ist Marian Briems Tuberkulose-Erkrankung, über die ich weit mehr erfahre, als ich wirklich möchte.
Das Buch liest sich gut, die isländischen Namen sind etwas gewöhnungsbedürftig. So wurde mir erst im Verlauf des Buches klar, dass Marian tatsächlich ein Männername ist. Detailverliebtheit gehört zu Arnaldur Indriðason, auch wenn es manchmal schon fast zu viel scheint.

Charaktere:
Marian Briem ist ein Charakter, an den ich mich erst gewöhnen musste. Seine Ermittlungen verlaufen anfangs eher stockend und erst später merkt man als Leser, dass er doch ein ziemlich begabter Polizist ist. Seine Erkrankung, die ihm eine eher schwierige Jugend bescherte, wird viel zu weit ausgebreitet. Mir stellt sich die Frage, welches Hintergrundthema Indriðason noch aus dem Hut zaubern will. Insbesondere, da sie nicht wirklich Auswirkung auf den Fall hat.
Marians Partner Albert bildet den Gegenpol und ist ziemlich sympathisch.

Geschichte:
Ein erstochener Junge, eine Schachweltmeisterschaft und eine Krankheit aus Kindheitstagen sind die Zutaten, die größtenteils nebeneinander herlaufen. Es ist durchaus spannend und interessant, dem Ganzen zu folgen, aber irgendwie kann ich das Gefühl nicht loswerden, dass in der Handlung noch so viel mehr hätte stecken können.

Fazit:
Der Beginn der neuen Krimireihe rund um Marian Briem verläuft etwas unrund. Es reicht zu einem guten Island-Krimi, aber um die Leser für Marian zu begeistern, muss sich die Reihe noch steigern. Fans des Autors werden das Buch sicher lesen, alle anderen sollten in die Leseprobe reinschnuppern und antesten, ob das Buch etwas sein könnte.