Rezension

Israelische Familiengeschichte

Die Schönheitskönigin von Jerusalem
von Sarit Yishai-Levi

Inhalt
Auf den Frauen der Familie Ermoza scheint ein Liebes-Fluch zu liegen, denn ihre Ehen verlaufen unglücklich und selbst die Liebe ihren Kindern gegenüber bleibt aus. Verwoben mit dem Schicksal von vier Generationen wird auch die Zeitgeschichte Israels und – wie in diesem Fall – der sephardischen Juden in Jerusalem, erzählt.

Meine Meinung:
In ihrem Debüt-Roman „Die Schönheitskönigin von Jerusalem“ erzählt die Autorin die Geschichte der Familie Ermoza und begleitet nicht nur diese, sondern auch die Stadt Jerusalem über einen Zeitraum von etwa 40 Jahren. Die Familie misst ihrer Herkunft eine große Rolle zu, was schon nach den ersten Sätzen und vor allem im Verlauf der Handlung sehr deutlich wird. Sarit Yishai-Levi schreibt ihre Geschichte aus der Sicht der spanischen Juden und spickt sie mit spanisch angehauchten Ausdrücken, für die man teilweise ein Glossar gut hätte gebrauchen können.
Die Familie Ermoza ist ein tragisches Beispiel dafür, wie Familien in die Liebe eingreifen und Ehen arrangiert werden. Auch wenn es früher keine Seltenheit war, dass die Eltern sich den geeigneten Partner für das Kind ausgesucht haben, war ich dennoch überrascht über die fehlende Mutterliebe. Erst im Verlauf der Handlung hat sich mir das Verhalten von Merkada, Rosa und Luna erschlossen und ich konnte sie besser verstehen.
Überhaupt ist dies eine Geschichte, die ihr wahres Potenzial erst nach und nach entfaltet. Nach einem ersten Eindruck habe ich das Buch schon fast zur Seite legen wollen, da ich es als zäh empfunden habe und mir kaum vorstellen konnte, dass ich den 618 Seiten dicken Schmöker bis zu Ende lesen werde. Auch, weil die Figuren nicht unbedingt sympathisch, die Schrift sehr klein und die Seiten prall gefüllt sind. Doch ich bin froh, dass ich durchgehalten habe, weil die Geschichte wert ist gelesen zu werden. Sie bietet nicht nur einen interessanten und sehr gut recherchierten Blick auf das historische Geschehen der Stadt Jerusalem, auf das Leben der sephardischen Juden und vor allem auf die im Fokus stehende Familie Ermoza.

Fazit

Die Schönheitskönigin von Jerusalem ist ein Schmöker, in den man sich erst "einlesen" muss. Dann entfaltet sich aber ein Roman, der nicht nur eine spannende Familiengeschichte, sondern auch einen interessanten Einblick in das Judentum und die Geschichte der Stadt Jerusalem bietet