Rezension

Die Schönheitskönigin von Jerusalem

Die Schönheitskönigin von Jerusalem
von Sarit Yishai-Levi

Bewertet mit 5 Sternen

Gabriele, geboren in den politisch aufregenden 40er Jahren in dem heutigen Israel, erzählt die Geschichte der Frauen, aber auch der Männer ihrer Familie.
So erleben wir 4 Generationen sephardisches Frauenleben in Pälästina. Das ist in so fern etwas außergewöhnliches, denn eigentlich handeln die Bücher aus Israel meist von den Aschkenasi - den aus  Westeuropa stammenden Juden, die nach Paästina einwanderten. Hier handelt sich aber um eine sepharfinische Familie - die aus dem spanisch-sprechenden Teil Europas und aus dem nahen Osten stammten. Das es zwischen beiden Abstammungen auch heute noch erhebliche Unterschiede gibt, war mir neu.

Die Schriftstellerin Sarit Yishai-Levi hat einen außergewöhnlichen Roman geschrieben. Eine bildgewaltige Sprache lässt das alte Palästina vor dem Leser entstehen, Die Charaktäre sind detailreich und ungeheuer lebendig beschrieben. Die sehr unterschiedlichen Frauengestalten sind wahrhaftig gezeichnet, der Leser kann trotzdem Distanz halten. Das ist der Autorin sehr gut gelungen, der Spagat zwischen Emotionen und nackten Fakten. Ich denke, hier merkt man deutlichsten, dass sie im Hauptberuf Journalistin ist. Und trotzdem gelingt es ihr (am besten bei den wenigen Männergestalten), dass man als Leser tief Anteil nehmen kann.

Der Schreibstil ist manchmal eine Herausforderung gewesen, da die Autorin oft die grammatikalischen Zeiten wechselt, man plötzlich eine Passage im Präsenz liest um dann wieder ins Perfekt zu wechseln. Dies war manchmal etwas anstrengend gewesen.
Dadurch verliert der Roman aber nicht an seiner hohen Qualität.
Der Roman ist sowohl von der Spannung, wie auch von dem Erzählrhythmus ausgezeichnet gelungen. 
Er ist ein Stück Zeitgeschichte aus einer ungewöhnlichen Zeit. 
Er ist eine besondere Darstellung für das Finden der eigenen Identität eines ganzen Landes. 

Ich habe den Roman sehr genossen und gebe ihm verdiente 5 Sterne.