Rezension

Ist das noch ein Roman oder schon ein Krimi?

Nullzeit - Juli Zeh

Nullzeit
von Juli Zeh

Bewertet mit 4 Sternen

Manchmal steckt ein Buch voller Klischees in diesem sind es gleich die vier Hauptpersonen und manchem mögen sie noch vom letzten Sommerurlaub in Erinnerung geblieben sein. Da ist zum einen Sven der ehemalige Jurist der nun als Tauchlehrer auf Lanzarote lebt. Also die Art von Aussteiger den man am Anfang des Urlaubes beneidet weil es scheint als hätte er alles richtig gemacht, und bei dem man sich bei einem längeren Urlaub fragt ob das Paradies in der Nebensaison nicht all zu große Schattenseiten hat. Dann ist da noch Antje das blonde herzensgute Mädchen das sich in ihrer beiden Jugend an Sven gehangen und einfach nicht mehr losgelassen hat. Auch wenn Sven so einiges an der Beziehung auszusetzen hat der einfallslose Sex und die Monotonie sind nur zwei der Dinge bleibt er doch mit ihr zusammen weil es einfach so schön praktisch für ihn ist er kann den relaxten Sunnyboy spielen und sie regelt das Geschäftliche, das heißt die Tauchschule inklusive exklusiver Ferienwohnungen für betuchte Touris, meist aus Deutschland.

Ihre neusten Gäste sind Jola eine frustrierte Soap-Schauspielerin und ihr Lebensgefährte Theo, ein verkannter Schriftsteller in der Schaffenskrise. Gekommen sind die Beiden vor allem damit Jola sich auf eine von ihr heiß begehrte Rolle, eine berühmte Taucherin, vorbereiten kann. Es kommt wie es kommen muss zwischen Sven und Jola beginnt es heftig zu knistern und aus dem anfänglich harmlosen Flirt wird eine Zerreißprobe für alle Beteiligten. Während es für Jola nur eine weitere Möglichkeit ist Theo zu quälen dem sie ohnehin den Kosenamen "alter Mann" verliehen hat, wirft das Ganze Svens Selbst vollkommen aus der Bahn. Seit er Deutschland verlassen hat war er sehr stolz drauf sich nicht in fremde Angelegenheiten einzumischen. Jetzt sieht er sich nicht nur in der Position des kopflosen Liebhabers sondern auch in der des Retters seiner Angebeteten die ihm immer wieder erzählt wie unfair Theo sie behandelt. Da man die Geschichte zum einen aus Svens sowie aus Jolas Perspektive erzählt bekommt weis man fast nie woran man ist, aber schnell wird klar unschuldig ist in diesem Spiel eigentlich keiner außer vielleicht Antje was sie aber vielmehr naiv und weltfremd wirken lässt als sympathisch. Langsam aber sicher steuert der Roman einem dramatischen Höhepunkt entgegen das sind die Passagen die eher an einen Krimi als einen Juli-Zeh Roman erinnern.

Die lebhaften Beschreibungen der Hauptpersonen lassen einen darüber spekulieren wie viel davon erfunden und wie viel abgeschaut ist. Man kann sich gut vorstellen das die Autorin, die seit langem schon ein Liebling des Literaturbetriebs ist, viel mit Medien-Sternchen und Möchtegern-Schriftstellern zu tun hat.

Auch wenn das Ende eher schwach und überstürzt scheint ist das ein sehr lesenswertes Buch.