Rezension

Psychospiele auf dem Meeresgrund

Nullzeit - Juli Zeh

Nullzeit
von Juli Zeh

Bewertet mit 5 Sternen

Psychothriller, Dreiecksgeschichte, Verwirrspiel und Taucher-Roman: Mit „Nullzeit“ ist Juli Zeh wieder einmal ein sehr geniales Werk gelungen. Jurist Sven hat Deutschland vor 14 Jahren den Rücken gekehrt und betreibt seitdem zusammen mit seiner Freundin Antje auf Lanzarote eine Taucherschule. Ihr Leben ist schön und es könnte ewig so weitergehen. Doch dann tauchen Theo und Jola auf. Theo ist ein recht erfolgloser Schriftsteller, seine Freundin Jola eine Serien-Darstellerin, die auf den großen Durchbruch wartet. Nicht nur deswegen sind beide etwas durchgeknallt. Zwei Wochen lang soll Sven den beiden exklusiven Tauchunterricht geben. Doch dann entwickelt sich aus einem kurzen Flirt zwischen Jola und Sven eine mörderische Dreiecksgeschichte. Bald weiß der Leser nicht mehr, was Wahrheit, was Lüge ist – denn Juli Zeh hat ihren Roman so aufgebaut, dass die Ereignisse einmal rückblickend von Sven erzählt werden. Auf der anderen  Seite gibt es Tagebucheinträge von Jola. Schnell merkt man: hier stimmt etwas nicht. Jola scheint die Ereignisse nämlich ganz anders wahrzunehmen als Sven. Im Gegensatz zu Zehs anderen Büchern ist die Sprache in diesem Roman eher knapp und präzise. Dennoch gelingen ihr wieder wahnsinnig viele schöne und tiefsinnige Sätze. Auch die psychologische Tiefe des Romans hat mich fasziniert. Ein rundum gelungenes Buch, das spannend und intelligent ist und einen gut unterhält.