Rezension

Ist das unsere Zukunft?

Der Circle
von Dave Eggers

Bewertet mit 4 Sternen

Huxleys schöne neue Welt reloaded: Die 24-jährige Mae Holland ist überglücklich. Sie hat einen Job ergattert in der hippsten Firma der Welt, beim »Circle«, einem freundlichen Internetkonzern mit Sitz in Kalifornien, der die Geschäftsfelder von Google, Apple, Facebook und Twitter geschluckt hat, indem er alle Kunden mit einer einzigen Internetidentität ausstattet, über die einfach alles abgewickelt werden kann. Mit dem Wegfall der Anonymität im Netz – so ein Ziel der »weisen drei Männer«, die den Konzern leiten – wird die Welt eine bessere. Mae stürzt sich voller Begeisterung in diese schöne neue Welt mit ihren lichtdurchfluteten Büros und High-Class-Restaurants, wo Sterne-Köche kostenlose Mahlzeiten für die Mitarbeiter kreieren, wo internationale Popstars Gratis-Konzerte geben und fast jeden Abend coole Partys gefeiert werden. Sie wird zur Vorzeigemitarbeiterin und treibt den Wahn, alles müsse transparent sein, auf die Spitze. Doch eine Begegnung mit einem mysteriösen Kollegen ändert alles …

Meine Meinung: 
Ich glaube über dieses Buch werde ich noch lange nachdenken. Zu Beginn lernen wir Mae kennen, die einen neuen Job in einem riesigen Internetkonzern annimmt. Zu Beginn konnte ich mich total mit ihr identifizieren. In meinem Studium lag der Fokus eben auch auf dem Internet, der Kommunikation und Social Media und ich werde daher in Zukunft auch in dem Bereich arbeiten. Auch der Arbeitsplatz von Mae sagte mir erst total zu. Tolle Gebäude, viele verschiedene Möglichkeiten, Freizeitangebote usw. Ich halte absolut nichts von Vermischung von Privat- und Berufsleben und habe die altmodische Einstellung "Morgens um 8 ins Büro, um 16 Uhr ab nach Hause und nichts mehr mit dem Job zu tun haben". Ich weiß, dass das heutzutage nicht mehr unbedingt möglich ist, aber man sieht doch, dass die Entwicklung wieder zu geregelten Arbeitszeiten zurück geht. Aber es gibt ja dennoch heutzutage viele Arbeitsstätten, die eben ähnliches bieten, wie die Firma im Buch. Nur nicht ganz so ausgeprägt. 

Generell gibt die Geschichte viele interessante Ansätze - warum Kindern nicht wirklich einen Chip einsetzen, damit man sie immer aufspüren kann und somit Entführungen verhindern kann? Warum nicht wirklich überall Kameras aufhängen, um Straftaten zu reduzieren? Vieles in unserer Welt geht extrem stark in diese Richtung und wird vorallem mit hoher Sicherheit assoziiert. Wir sind durch die Nutzung des Internets viel gläserner und transparenter als wir denken. Daher spricht das Buch sehr realistische Versionen an, die im ersten Moment abwegig klingen, aber von denen wir eigentlich gar nicht weit entfernt sind. 

Im Buch wird das Ganze natürlich immer mehr und immer mehr überspitzt und auch die Entwicklung von Mae ist extrem krass dargestellt. Man könnte es als naiv bezeichnen, wie sie alles annimmt und durchsetzen will, aber ich glaube, dass wenig Leute (auch in der Realität) wirklich Partei gegen Sicherheit, Informationen und Wissen ergreifen würden. Andererseits ist die Geschichte aber auch zu überspitzt, weil man halt kaum Gegenstimmen geboten bekommt. Die würde es definitiv auch geben und die wurden hier aber (fast) komplett ausgeblendet. Das finde ich etwas schade. Ich hätte mir irgendwie auch mehr gewünscht, dass Mae mehr zweifelt, mehr selbstständig nachdenkt. Natürlich repräsentiert sie damit auch einen bestimmten Typ Mensch, den es auch in unserer Welt gibt, aber als Protagonistin hätte ich mir da ein bisschen was anderes gewünscht. Auch hätte ich gerne noch ein paar mehr Informationen zur Entwicklung von Circle bekommen. Zu Beginn wird kurz angeschnitten, was in der dargestellten Welt mit Facebook und Twitter passiert ist. Ich hätte mir da ein bisschen mehr Fokus gewünscht und mich hätte auch interessiert, was nach Meinung des Autors in seiner Welt aus Google geworden ist ;)

Fazit: 
Insgesamt ein absolut krasses Zukunftsszenario, was gar nicht so weit entfernt von unserer Welt ist, wie wir vielleicht denken. Viele Ideen in diesem Buch könnten sich sicherlich einige Menschen auch in der echten Welt vorstellen. Das macht das Ganze sehr realistisch und sehr gruselig. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass man noch ein paar mehr Einblicke bekommt, was die Feinde von Circle angeht. Außerdem fand ich die Protagonistin Mae nicht ganz ausgereift, da sie alles meiner Meinung nach doch etwas zu schnell hingenommen hat. Ich lande daher bei sehr guten 4 Sternen!