Rezension

Ja, zum Henker ;-), was für eine großartige, verzwickt-kriminelle und atmosphärisch-historische Geschichte! Rätsel und Zeitreise zugleich!

Der Henker von Hamburg -

Der Henker von Hamburg
von Anja Marschall

Bewertet mit 5 Sternen

Hauke Sötje und Kollegen ermitteln mit weiblicher Unterstützung! Wunderbar!

Es ist so wunderbar, mit diesem bereits 5. Band der historischen Kriminalroman-Reihe rund um Hauptkommissar Hauke Sötje wieder in dessen Welt und die seiner Familie einzutauchen. Wer die ersten 4 Bände kennt, wird sich gleich wohlfühlen, Voraussetzung für ein gutes Verständnis dieses Bandes ist die Kenntnis der Vorgängerbände aber nicht. Ein Genuss ist die Lektüre auf jeden Fall (um das mal gleich vorwegzunehmen)! ;-)

Inhaltsangaben spare ich mir, denn zum einen verrät der Klappentext das Wesentliche und zum anderen sollt Ihr die Details und Finessen ja selber lesen und erleben. ;-)

Wie ich es von der Autorin und ihrem Schreibstil kenne, bin ich schon nach den ersten Seiten mitten in der Geschichte und im Hamburg des Jahres 1899 angekommen. 

Die Zeitungsausschnitte am Anfang jeden Kapitels führen auch in diesem Band wieder sprachlich und inhaltlich in die damalige Zeit und vermitteln einen wunderbaren Eindruck derselben; zudem lassen sie mich wiederholt lächeln, weil ich die veraltete Sprache mit ihren aus heutiger Sicht teils gestelzt wirkenden Ausdrücken so liebe. 

Aber, keine Sorge, die Autorin greift zwar zu meiner Freude hin und wieder fast vergessene Worte wieder auf und unterstützt damit die ohnehin historisch exakte Atmosphäre, aber ihre Geschichten lassen sich grundsätzlich sehr gut und flüssig lesen.

Ebenso wie den Schreibstil genieße ich die Beschreibungen rund um die Ermittlungen, die Personalstrukturen der damaligen Polizei, deren Ermittlungsmethoden und die Forensik der Zeit. 

Auch für Spannung ist durchweg und niemals abfallend gesorgt, weil sich die Erzählungen rund um Haukes Frau Sophie und deren private, durchaus jedoch ermittlungsrelevante ;-) Erlebnisse abwechseln mit den Beschreibungen der professionellen Ermittlungen von Hauke und Kollegen und auf diese Weise mal die eine, mal der andere die Hauptrolle spielt. 

Erst als diese beiden Erzählstränge zusammenfinden, kommt Hauke in seinen Überlegungen und Untersuchungen voran und kann einen Blick hinter die Fassade werfen und Licht in diese mörderische Geschichte bringen.

Als Leser ist man ihm voraus, weil man die Geschichten beider Hauptfiguren kennt, man ermittelt mit, möchte ihm Hinweise geben, die man selbst beim Lesen entdeckt hat, aber, nein, den Fall müssen er und seine Kollegen – mit Sophies Hilfe ;-) - schon selber lösen. ;-)

Das Geflecht aus Personen und Ereignissen, aus Vergangenheit und Gegenwart, aus Opfern, Verdächtigen und Zeugen, aus anfangs scheinbar unlösbaren Mordfällen und der schlussendlichen Aufklärung war nur schwer zu durchschauen, wenn man aber die manchmal nur nebulösen Hinweise entdeckt und sie in den richtigen Zusammenhang bringt, dann hat man das Gefühl, ohne Lebensgefahr ;-) mitten im Geschehen zu sein. 

Diese historisch-kriminelle ;-) Geschichte ist geschickt erdacht, durchweg spannend und in Konstrukt und Auflösung großartig! Zudem haben mir u.a. die geschickt angeordneten Kapitel ermöglicht, meine eigenen „Ermittlungen“ ;-) anzustellen und dieses mörderische Rätsel zu entschlüsseln, was ich sehr genossen habe.

"Der Henker von Hamburg" ist ganz großes Kino :-), große Klasse und mindestens die volle Punktzahl wert!