Rezension

Selbstjustiz im alten Hamburg

Der Henker von Hamburg -

Der Henker von Hamburg
von Anja Marschall

Wir schreiben mittlerweile das Jahr 1899 in Hamburg und Kommissar Hauke Sötjes hat sich mit seiner kleinen Familie gut in der Stadt eingerichtet. Seine Frau fühlt sich aber noch nicht wohl in der Rolle der alleinigen Mutter und genießt daher die gemeinsame Zeit mit der gefeierten Sopranistin Carlotta Francini, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Stadt befindet und in Sophie eine Freundin gefunden hat. Die Stadt wird plötzlich aber auch von einer Serie von Morden überschattet, die den Eindruck erwecken, als ob jemand der Justiz ein wenig nachhelfen möchte und die Spuren der Opfer führen immer wieder zur berühmten Sopranistin. Was hat sie wirklich nach Hamburg geführt?

"Der Henker von Hamburg" ist mittlerweile der fünfte Band aus der Reihe um den Kommissar Hauke Sötje zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die vorherigen Teile hatten mir schon ausgesprochen gut gefallen, so dass ich mit viel Vorfreude und einer hohen Erwartungshaltung in den neuen Fall gestartet bin. Die Autorin Anja Marschall erzählt die Geschichte wieder in ihrem temperamentvollen Schreibstil, der mir die Geschehnisse der damaligen Zeit lebendig vor Augen führt. Der Spannungsbogen wird mit dem ersten Mord gut aufgebaut und über die ereignisreichen Entwicklungen auf einem stets hohen Niveau gehalten. Sehr gut gefallen haben mir die Weiterentwicklungen der Charaktere, die den Romanen um Hauke Sötje einen besonderen Charme verleihen. Die historischen Hintergründe wirken sehr gut recherchiert und bilden einen gelungen Rahmen für die gut konzipierte Geschichte. Es darf bis zum fulminanten Finale mitgerätselt werden, was die Tathintergründe und die Identität des Täters betrifft, und wahrscheinlich kann die gut nachvollziehbare Auflösung noch für Überraschungsmomente sorgen.

Insgesamt ist "Der Henker von Hamburg" die gelungene Fortsetzung einer besonderen Krimi-Reihe, die mit interessanten Protagonisten, einem spannenden historischen Hintergrund und dem Erzähltalent des Autors zu überzeugen weiß. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es dementsprechend mit den vollen fünf von fünf Sternen.