Rezension

Jeder hat ein Geheimnis

Die Wahrheit über Alice
von Rebecca James

Rebecca James Debütroman „Die Wahrheit über Alice“ beginnt in der Gegenwart. Eine noch unbekannte junge Frau erzählt, dass Alice vor vier Jahren gestorben ist und ihr das Beste genommen hat, was sie je besessen hat und dass sie eine Tochter hat, Sarah. Die eigentliche Romanhandlung beginnt Jahre früher. Die atemberaubend schöne und beliebte Alice Parrie feiert ihren 18. Geburtstag und lädt zu einer Party ein. Katherine, die sich in eine selbstgewählte Isolation begeben hat und als Einzelgängerin an der Highschool bekannt ist, spricht sie persönlich an. Alice sucht die Nähe zu ihr, möchte mit ihr viel Zeit verbringen und über alles reden. Später will sie, dass sich beide gegenseitig ihre Geheimnisse anvertrauen. Katherine ahnt nicht, dass sie in eine Falle gegangen ist und dies keineswegs eine normale Freundschaft ist. Sie hieß früher Katie Boydell und lebte in Melbourne. Damals war sie die Beste ihres Jahrganges und wollte zwei Jahre später Medizin studieren. Nach dem Tod ihrer Schwester Rachel ist sie zu ihrer Tante Vivien nach Sydney gezogen und hat den Namen Katherine Patterson angenommen. Sie hat ein Geheimnis, das sie sorgsam hütet. Katherine fühlt sich wohl mit Alice, und auch zu deren Freund Robbie hat sie ein herzliches Verhältnis. Der jedoch warnt Katherine vor Alice. Sie wäre eine Narzisstin und würde sich nur für sich interessieren. Er hat das selbst schon öfters am eigenen Leib erfahren müssen. Je intensiver die Freundschaft zwischen den beiden jungen Mädchen wird und je glücklicher und offener Katherine ist, desto mehr verändert sich Alice. Sie wird grob, bösartig, gehässig und leistet sich Gemeinheiten, die ihre Freundin zutiefst verletzen. Eines Abends lernt Katherine Philippa kennen, die ihr langsam die Augen öffnet, doch da ist die Katastrophe schon nicht mehr aufzuhalten.
„Die Wahrheit über Alice“ ist ein Jugendroman, der streckenweise Elemente eines Psychothrillers besitzt. Es ist eine Geschichte über Mord, Betrug und Verrat, Liebe, Familie und Freundschaft. Es wird auf drei Zeitebenen erzählt. Außer der Gegenwart sind es vier und fünf Jahre zurückliegende Zeiten, die in Rückblenden nachgeholt werden. So erfährt der Leser Stück für Stück, warum aus Katie Katherine wurde und auch Robbie und Alice haben ihre Geheimnisse. Was den Reiz des Buches schmälert ist, dass der Leser gleich auf den ersten Seiten das Ende der Geschichte erfährt, ohne die Zusammenhänge zu durchschauen. Durchaus spannend wird erzählt, wie und warum es dazu kam. Die Entwicklung der Ereignisse bis hin zum bitteren Ende kommt nicht immer völlig überraschend. Dennoch ist der Roman nicht nur für junge Leser empfehlenswert.