Rezension

Jos Wunsch nach einer perfekten Familie

Mitbewohner küsst man nicht -

Mitbewohner küsst man nicht
von Ines Vitouladitis

Bewertet mit 2.5 Sternen

Zwei alleinerziehende Elternteile, die noch dazu sehr gegensätzliche Charaktere sind und komplett andere Vorstellung von der Kindererziehung haben, gründen eine WG. Und natürlich kommt man sich auf so engem Raum irgendwann auch mal näher.

Die Grundidee klang witzig, aber leider hat mich das Buch nicht überzeugt. Ich wurde nie so recht warm mit Jo. Anfangs war sie eine total verstockte und überbesorgte Mutter. Leonard beschrieb es sehr treffend "Du hast diesen konservativen, wohlerzogenen, spaßfreien Charme an dir." Und auch für ihr Verhalten im zweiten Teil des Buches hat er die perfekte Beschreibung parat: "Weißt du, Josephin, du tust immer so erwachsen, abgeklärt und allwissend. Aber im Grunde bist du naiver als alle anderen Frauen da draußen. Du würdest deine große Liebe nicht einmal erkennen, wenn sie direkt vor dir stünde."

Obwohl das Buch aus Sicht der Ich-Erzählerin Jo geschrieben ist, und die LeserIn damit einen kompletten Einblick auf die Gefühlswelt der Protagonistin hat (inklusive der sich immer wiederholenden Mantras ergeht (Marten ist alles, was ich mir je gewünscht habe. Marten ist der perfekte Mann für mich. Nur mit Marten sind wir eine glückliche Familie.), wurden die Entwicklungen der Beziehungen nicht tiefgründig und damit für mich nicht nachvollziehbar genug ausgearbeitet, wieso sie sich so und so entscheidet. Ich fühlte weder hier noch da ein Knistern zwischen irgendwem.

Zudem ist der Schreibstil leider auch nicht frisch und modern, so wie ich es von vielen anderen deutschen Autorinnen in den letzten Jahre gelesen habe, sondern wirkte auf mich recht altbacken. Eher so wie US-amerikanische Romance-Autorinnen gerne schreiben. Vielleicht wurde auch genau deshalb der Handlungsort in die USA verlegt (wo dann komischerweise dennoch mit Euros bezahlt wird).