Rezension

Jugend in Berlin

Am Rand der Dächer - Lorenz Just

Am Rand der Dächer
von Lorenz Just

Bewertet mit 4 Sternen

"Am Rand der Dächer" ist der Debütroman von Lorenz Just. Schauplatz ist das Berlin in der Zeit kurz nach der Wende. Als Leser begleitet man  hier einige Jugendliche beim Weg ins Erwachsensein.
Das ganze fühlt sich beim lesen unheimlich echt an, fast so, als würde man mit Andrej, Anton und Simon um die Häuser ziehen. Berlin wird ganz aus der Sicht dieser Kinder gezeigt, die Erwachsenen bleiben blasse Randerscheinungen. Wir werden mitgenommen in besetzte Häuser, in verwilderte Hinterhöfe und über verfallene Mauern auf die Dächer, später dann auch zu Einbrüchen.
Die Zeit scheint für die Kinder anders zu vergehen, man kann fast nachspüren, dass es in der eigenen Kindheit auch so war, Nachmittage werden zu Unendlichkeiten, alles wirkliche Leben findet woanders, außerhalb ihrer Köpfe statt.
Schule spielt hier eine ganz nebensächliche Rolle :"Ich verstand nicht, wie die Schule funktionierte, verstand einfach nicht, was wir dort taten, was wir dort lernten und wer wir dort sein sollten."
Die Kinder waren fast frei zu tun und lassen, was sie wollten, sie testeten sich aus und machten ihre Erfahrungen, ohne dass die Eltern sich ständig einmischten, eine Kindheit, die sich heute für einige fast fremd anfühlen würde. 
Mir machte das lesen dieses Buches unheimlich viel Spaß, hier werden ganz wunderbare Worte gefunden, um diese Zeit vor meinen Augen wieder auferstehen zu lassen und mit den Kindern lachen und auch weinen zu können. Es gibt diese Zeit im Leben, die so ganz anders abläuft, wo sich entscheidet zu wem man wird und hier kann man diese Zeit noch einmal wundervoll miterleben.