Rezension

Kater Serrano ermittelt wieder - nun schon zum dritten Mal! - ★♡★♡★♡★♡★

Schnurr mir das Lied vom Tod - Christine Anlauff

Schnurr mir das Lied vom Tod
von Christine Anlauff

Bewertet mit 5 Sternen

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Liebermann, schrullig wie eh und je, versteht die Welt nicht mehr. Gerade noch hat er doch mit Nico und den anderen im Hof der alten Tischlerei Schneekunst gebaut, verziert mit Fundstücken aus der gerade stattfindenden Altkleidersammlung. Und jetzt ist genau in diesem Hof zwischen den Schneeskulpturen eine Leiche? Ja, wo denn? Es stellt sich heraus, dass eine Schneefigur mehr als kürzlich da ist und darin eine Leiche verborgen ist. Der Tote ist der "Kapuzenmann", ein stadtbekannter, stummer, Obdachloser, der sich in die alte Tischlerei eingenistet hat. Zu allem Übel ist auch noch der Bruder des Besitzers der Tischlerei unaffindbar. Wären da nicht Bismarck, Streuner, Wu, Ko, Maja, der Schwätzer, Dienstag und natürlich Serrano. Ohne die Katzen wäre Liebermann aufgeschmissen, aber nur langsam dämmert ihm, was diese ihm sagen wollen ...!

Hach, herrlich - die Charaktere in diesem Buch sind einfach echte Originale. Bellin, der knurrige, alte Vermieter, der irgendwo in seiner alten Brust doch ein Herz versteckt hat. Simon, verschnupft und liebeskrank und doch immer wieder eifrig. Die Genrich, immer schlecht gelaunt, besonders wenn es um Männer geht, aber die beste Gerichtsmedizinerin überhaupt. Die Gerlach, die sich in den Kopf gesetzt hat, mit sanfter Hand die Harmonie wiederherzustellen. Nico, die Liebermann mit all seinen Macken erträgt und liebt und sogar einen Klon von ihm in sich trägt. Sie alle werden so lebendig, dass man gar nicht genug von ihnen bekommt.

Besonders schön hat Christine Anlauff die extremen Gefühle geschildert, die Liebermann noch geistesabwesender machen, als er ohnehin gern ist. Typisch abstruse Gedankengänge und Handlungen, fast schon Wahnvorstellungen - eben das, was mit einem Menschen passiert, dessen Herz gerade komplett in einer Zwangsjacke steckt vor Sorge. Sie braucht dazu nur wenige Worte, sagt aber unglaublich viel damit aus.

Auch die "normalen" Gedankengänge von Liebermann sind immer erfrischend schräg, ironisch, sarkastisch - manchmal auch einfach nur dusselig. Aber einfach immer genial! Selten konnte ich bei einem Krimi so schön miträtseln und doch sehr oft auch dabei grinsen!

Sehr schön, wie die Katzen im Grunde unter sich bleiben bei den Ermittlungen und ihre Hilfe sich kätzisch ausdrückt und keine Katze plötzlich mit Menschen reden kann oder Liebermann aus heiterem Himmel Katzen sprechen hört. Nein, die Katzen kämpfen sehr schwer darum, dem sturen Ermittler zu Erkenntnissen zu verhelfen.

Für mich eine besonders zu erwähnende kleine Freude: die "Katzenlinie" um jede Kapitelzahl! Eine Kleinigkeit nur, aber einfach reizend!

Bleibt zu hoffen, dass es sehr zeitnah einen vierten, fünften, sechsten Serrano-Fall gibt! Der kleine Teufelskerl hat bestimmt noch viel zu sagen! Außerdem muss ich wissen, ob er ebenso begriffsstutzig wie Liebermann ist und was Wu noch alles anstellen muss, bis Serrano endlich ein Licht aufgeht!