Rezension

Kein Buch für zwischendurch

Die Unschärfe der Welt - Iris Wolff

Die Unschärfe der Welt
von Iris Wolff

Bewertet mit 4.5 Sternen

Iris Wolff erzählt eine Geschichte über mehrere Generationen einer Familie aus dem rumänischen Banat. Der rote Faden ist die Hauptperson Samuel, dessen Leben aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet wird.
Die historischen Umstände stehen dabei nur in soweit im Fokus, wie sie das Leben der Charaktere bestimmen. Themen wie Homosexualität und das Ceausescu Regime spielen eine Rolle, aber eigentlich lebt das Buch von seinen unterschiedlichen Perspektiven. Trotz großer Zeitsprünge gelingt es der Autorin letztendlich alles zu einem großen Ganzen zu verweben.
Ich fand diese unterschiedlichen Perspektiven spannend, musste aber sehr aufmerksam lesen, um die sich kreuzenden Lebenswege richtig einzuordnen.
Während der ersten Kapitel war ich ganz euphorisch. Die wunderbare Sprache hat mich beeindruckt. Wollte man sich die schönsten Sätze im Buch markieren, so wäre jede Seite bunt. Voller Poesie und Bildhaftigkeit hat mich die Sprache auch weiter durch das Buch getragen.
Trotzdem hat es mich nicht ganz überzeugt. Einerseits bekommt man durch die vielen Perspektiven ein besonders vollständiges Bild einer Person, andererseits bin ich den Protagonisten beim lesen nie wirklich nahe gekommen. Vielleicht war es so gewollt, aber die Unschärfe des Buches hat mir nicht immer gefallen. Dennoch halte ich es für einen großartigen Roman. Einen, den man vielleicht sogar zweimal lesen muss, um ihn ganz zu erfassen.