Rezension

Kein Schwarz-Weiß

Blacktop Wasteland -

Blacktop Wasteland
von S. A. Cosby

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieses Buch zeigt Schwarz-Weiß-Denken auf und stellt es damit in Frage. Das macht es lesenswert.

Dieses Buch zeigt Schwarz-Weiß-Denken auf und stellt es damit in Frage. Das macht es lesenswert.

Im Laufe der Geschichte wird immer wieder deutlich, wie sehr wir, die Gesellschaft die Welt in Schwarz und Weiß aufteilen. Damit ist auch, aber nicht nur, die Hautfarbe gemeint. Der Protagonist, Beauregard, ist schwarz und trägt damit die Last der niedrigen Erwartungen, wie er selbst sagt. Im Zweifelsfall geht es zu seinen Ungunsten aus, das hat er gelernt, deswegen ist das höchste Gut, das er für seinen Kinder will, die Freiheit sich für oder gegen etwas entscheiden zu können. Er selbst hat sich diese Freiheit nie erkämpft. Von Kindesbeinen an, war seine Zukunft vorbestimmt. Weil er schwarz und arm ist, aber auch, weil sein Vater ihm ein kriminelles Leben vorlebt und die Mutter nicht die Selbstlosigkeit besitzt ihn davor zu schützen.

Beauregards Vater ist Fluchtwagenfahrer. Er teilt mit seinem Sohn nicht nur die Begeisterung fürs Autofahren, sondern schützt ihn auch nicht vor dessen kriminellen Leben. So wird auch Beauregard Fluchtwagenfahrer. Er genießt den Nervenkitzel und das Hochgefühl, wenn ein Coup gelingt, doch er will es bei seiner Familie besser machen als sein Vater. Er hört auf, eröffnet eine Autowerkstatt und will ein Leben im Rahmen der Gesetze leben. Nur macht es ihm das nicht leicht. Er kämpft gegen Armut, Schulden, Konkurrenz, Vorurteile und Benachteiligungen. Er steht mit dem Rücken zur Wand und dann bewahrheitet sich eben doch: Gewalt und Verbrechen sind eine Lösung.

Das Buch verherrlicht keine Gewalt und Straftaten. Es macht klar und deutlich welchen Gefahren und Folgen sie mit sich bringen. Doch gleichzeitig zeigt es die Welt auch nicht nur in Schwarz und Weiß. Beauregard ist nicht der typische Buchheld. Selbst unter den Gangstergeschichten findet man kaum eine, in der der Fluchtwagenfahrer die Hauptrolle spielen darf. Das alleine ist schon eine spannende Perspektive. Dazu kommt noch, dass Beauregard in gleichen Maßen typischer und untypischer Krimineller ist. Er hat kaum Gewissensbisse, wenn er raubt oder anderen Kriminellen Schaden zufügt. Er genießt die Vorteile des Verbotenen und hat gelernt, dass eine Straftat seine Risiken am Ende doch wert sein kann. Er bringt seine Familie dadurch in Gefahr und ist seinem Sohn dasselbe schlechte Vorbild, wie sein Vater zuvor ihm. Gleichzeitig mag ich Beauregard aber auch. Er hat ein Herz. Er will ein guter Mensch sein, nur muss er dabei gegen enorme Widerstände ankämpfen. Ich fühle mit ihm mit und kann sein Tun nachvollziehen.

Damit zeigt das Buch ein vielschichtiges Bild. Es zeigt die Perspektiven von Schwarz und Weiß und vermischt sie so am Ende zu Grau. Der Leser muss mitdenken, sich eine Meinung bilden, Gut und Böse hinterfragen. Das ist die große Stärke dieses Buchs. Zu der es nicht nur durch eine spannende Handlung und einen außergewöhnlichen Protagonisten kommt, sondern auch durch einen gelungenen Erzählstil, gespickt mit klugen Gedanken und Beobachtungen.