Rezension

Keine Angst vor den 816 S. - fesselnd erzählt

Der Traumpalast -

Der Traumpalast
von Peter Prange

Bewertet mit 5 Sternen

Peter Prange, Autor zahlreicher historischer Romane, hat sich diesmal mit der deutschen Filmindustrie der 1920er Jahre beschäftigt. Vor allem die UFA, die sich aus dem Bufa (Bild- und Filmamt), das 1917 von der Obersten Heeresleitung ins Leben gerufen worden ist, der kriegsmüde Bevölkerung neuen Verzicht und Enthusiasmus für den Krieg aufzuerlegen, bildet die Rahmenhand des Romans.

 

Geschickt verknüpft der Autor die Liebesgeschichte des Konstantin „Tino“ Reichenberg, Bankierssohn und Lebemann, und der Rahel Rosenberg, Tochter eines jüdischen Uniformschneiders, mit der Weltgeschichte. Rahel will keinen Ehemann, sondern selbstständig als Reporterin arbeiten, scheitert aber an den Bedingungen der Zeit.

 

Dieser Roman ist vor allem ein Kaleidoskop der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Die überwiegende Anzahl des auftretenden Personals sind historische Personen, auch wenn vielleicht nicht alle, wie Graf Arco, Ferdinand Sauerbruch oder General Ludendorff gleichermaßen bekannt sind. Es gibt ein Wiedersehen mit Filmgrößen wie Fritz Lang, Thea von Harbou oder dem Ehepaar Pommer.

 

Genial ist das aufstrebende Filmgeschehen beschrieben. Von Gier um Macht und Einfluss, von persönlichen Eitelkeiten, Finanzierungsproblemen, Pannen und Pleiten sowie von grandiosen Erfolgen.

 

Nebenbei erhalten die Leser, wie wir es von Peter Prange gewöhnt sind, höchst subtil und unterschwellig Geschichtsunterricht. Denn über die „Organisation Consul“ wissen bestimmt nur wenige Leser Bescheid. Diese Gruppe spielt hier eine große Rolle. Ich bin schon gespannt, wie die weitere Entwicklung in nächsten Teil des Romans dargestellt wird.

 

Pranges Schreibstil ist fesselnd, sodass die mehr als 800 Seiten schnell gelesen werden können. Die Menschen reden, wie es in den 1920er Jahren üblich ist. In seinem Nachwort weist Peter Prange darauf, dass er, um den Zeitgeist und seine Figuren authentisch dazustellen, auf die heute so pingelig eingehaltene politisch korrekte Schreibweise verzichtet hat. Alles andere wäre unprofessionell.

 

Fazit:

 

Ein typischer historischer Roman von Peter Prange: Spannend, vielfältig, lehrreich, unterhaltsam, interessant und mehr als 800 Seiten stark. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und warte auf die Fortsetzung.