Rezension

Keine Überraschungen

Der Heiratsplan - Sophia Farago

Der Heiratsplan
von Sophia Farago

Bewertet mit 2 Sternen

Roman angesiedelt in der britischen Regency-Zeit: Was tun, wenn der Viscount stirbt, Familie und Landgut unversorgt zurücklässt? Ganz klar, die hübscheste Tochter wird als Köder für einen finanzkräftigen Ehemann nach London geschickt.

Zunächst gewinnt man den Eindruck, dass Penelope, die naive und tierliebe Schönheit unter den Lady Barnetts, Protagonistin des Romans sein wird. Denn schließlich fällt die Wahl der Mutter auf sie, um in London einen zahlungskräftigen Ehemann einzufangen, der Familie und Adelssitz saniert. Jedoch wird schließlich Penelopes ältere Schwester Frederica, die ohnehin auf ihr Debüt in London gewartet hatte, darauf aber zugunsten von Schönheit vor Alter verzichten soll, zur Hauptperson. Erscheint sie zu Anfang als oberflächlich, weil sie von Bällen und Gesellschaften in London träumt, endlich aus der Trauerkleidung heraus will, so wandelt sich dies im Verlauf der Story recht schnell. Frederica ist eine intelligente, liebenswürdige, schlagfertige junge Frau, die lediglich aufgrund der Zeit, in der der Roman spielt, auch ein wenig naiv und zurückhaltend sein muss. Peneplope verblasst schnell neben dieser Figur, ihre Tierliebe macht sie kindlich und der Skandal, in den sie um ein Haar verwickelt wird, unterstreichen ihre Unreife. Die beiden sind nicht die einzigen Figuren, in denen man sich getäuscht zu haben scheint. Auch Mutter Barnett, die Viscountess, erscheint auf den letzten Seiten um ein vielfaches weniger streng, allerdings weiterhin pflichtbewusst und um den Landsitz bemüht, kennt ihre Töchter jedoch ganz genau, ihre Stärken und Schwächen. Lady Agatha, Lady Panswicks Nichte und ebenfalls Witwe, die Penelope eigentlich hätte in die Londoner Gesellschaft einführen sollen, erscheint zu Ende des Romans als furchtbar altklug, ein wenig egoistisch, nicht mehr so selbstlos und um die Mädels Barnett bemüht. Außer diesen Wendungen was einige Charaktere betrifft, fehlen die richtig großen Überraschungen. Was passieren wird, ist vorhersebar. Knaller hätten sein können, dass sich der schnöselige und intrigante Mr. Pucklechurch doch noch in Penelope verliebt, die zweite ausgewählte Anstandsdame Lady Daglingworth sich auf irgendeine Art und Weise amüsant blamiert, der träge Onkel der Mädchen Barnett und Halbbruder der Viscountess öfter auftritt und ein wenig Gift und Galle sprüht. Ebenso hätte der Story meiner Meinung nach ein zweiter Handlungsstrang, beispielsweise über das Leben des Zimmermädchens Rosie oder der Butler, im Vergleich in London und in der Grafschaft Kent, gut getan.

Bis auf einige wenige Rechtschreibfehler in der eBook-Version und einer Verwechslung zwischen Cassandra Countess of Derryhill und Lady Louise Barnett lässt sich der Roman gut lesen. Ich würde das Buch als kleine Romantik-Episode für zwischendurch beschreiben, ohne größeren Anspruch. Die Autorin hat für meine Begriffe gute Recherchearbeit geleistet was die Regency-Zeit, ihre Mode, Farben und Fortbewegungsmittel betrifft. Das Cover des Buchs lässt ein anderes Ende vermuten, denn in meinen Augen wirkt die junge Frau auf dem Bild ein wenig verzweifelt, auch wenn wir sie nur von hinten sehen können. Mit Downton Abbey hat der Roman allerdings nur das Motiv "zahlungskräftiger Ehemann zur Rettung von Familie und Landgut gesucht" gemein.