Rezension

Klasse Anfang, schwächeres Ende

Mein böses Herz - Wulf Dorn

Mein böses Herz
von Wulf Dorn

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Seit dem Tod ihres kleinen Bruders wird Doro von Halluzinationen verfolgt. Aus irgendeinem Grund hat sie das Gefühl, dass sie Schuld am Tod ihres Bruders ist, das etwas Böses in ihr ist. Nachdem sie mit ihrer Mutter auf´s Land zieht, wird dieses Gefühl wieder stärker, gleichzeitig geschehen merkwürdige Dinge. Ein Toter in einem verbrannten Bus wird aufgefunden, kurze Zeit darauf will Doro eben diesen Jungen in ihrem Gartenhaus gesehen haben. Verfolgt von Stimmen und merkwürdigen Eingebungen macht sie sich auf die Suche nach der Wahrheit-doch irgendjemand scheint diese unbedingt verbergen zu wollen…

Meine Meinung:

Also der Titel in Verbindung mit dem Cover hat echt Gänsehauteffekt. Es ist zwar relativ schlicht, aber durch den blutroten Hintergrund wirkt es einfach unheimlich. Gleich im ersten Kapitel wird es spannend und unheilvoll, man erfährt, wie Doro eines Morgens ihren toten Bruder gefunden hat und dass sie mysteriöse Gedächtnislücken hat. Dann gibt es einen Zeitsprung, Doro fährt mit ihrer Mutter zu dem neuen Haus und während der Fahrt bemerken sie den ausgebrannten Bus und sehen den Toten. Jedenfalls hat mich schon der Anfang sehr gepackt und besonders Doros Alpträume und ihre Visionen sind fesselnd und beklemmend. Ein richtig schöner Thriller, dachte ich mir, und wollte unbedingt schnell weiterlesen. Man wusste einfach nie, ob Doro sich nur alles einbildet, oder ob es doch echt ist, es vielleicht sogar übernatürliche Wesen sind. Dabei lernt man Doro immer besser kennen, sie ist Synästhetikerin und nimmt deshalb viele Dinge war, die sonst niemand so bemerkt. Jedenfalls ist sie eine sehr interessante Protagonistin und ich mochte sie sehr gerne. Sie traut sich viel und versucht ihren neuen Freunden zu helfen. Julian, der Sohn ihres neuen Nachbarn und Therapeuten, kommt sehr nett rüber, allerding ist er ziemlich geheimnisvoll und ich habe mich oft über sein Verhalten gewundert. Sie sind sehr realistisch beschrieben und besonders durch die Ich-Form und den Jugendlichen Schreibstil von Wulf Dorn bekommt man das Gefühl, in der Geschichte drin zu sein und die Ereignisse hautnah mit Doro zu erleben. So hat mich das Buch sehr mitgerissen, besonders da das Ende keinesfalls vorhersehbar war. Viele Ereignisse und die ständige Frage, eingebildet oder nicht eingebildet, konnten mich keinen Verdächtigen ausfindig machen. Trotzdem hat mich das Ende ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht. Irgendwie war es fast zu normal, ich hätte mir etwas Übersinnlicheres gewünscht. Klar, es war vorstellbar, aber nach dem grandiosen Anfang und den aufregenden Abenteuern von Doro hätte ich mir schon etwas Faszinierenderes, Außergewöhnlicheres vorgestellt. Denn das Buch ist keinesfalls ein normaler Thriller, dafür wird viel zu viel auch mit der Psyche des Lesers gespielt,  und die Idee finde ich echt klasse.

Fazit:

Vom Einleitungs-und Mittelteil bin ich absolut begeistert, das Ende hat mich aber ziemlich enttäuscht. Eine fesselnde Handlung, liebenswerte Charaktere und ein guter Schreibstil können aber leider nicht darüber hinwegtäuschen und so gibt es einen Punkt Abzug. Meine Leseempfehlung richtet sich aber nicht nur an Jugendliche, sondern auch an Erwachsene, da das Buch finde ich irgendwie zeitlos ist, trotz einer minderjährigen Protagonistin. Also 4 von 5 Punkten.