Rezension

Viel Spaß beim Lesen, denn es ist lesenswert!

Mein böses Herz - Wulf Dorn

Mein böses Herz
von Wulf Dorn

Bewertet mit 4 Sternen

Alle halten Doro für verrückt! Seitdem ihr kleiner Bruder gestorben ist, verfolgen sie Stimmen und Halluzinationen. Als es ihr besser geht, beschließt ihre Mutter umzuziehen. Aber hat dieser Umzug Stress aufgelöst? Denn die Bilder im Kopf von Doro kommen wieder.

Und dann sieht sie einen Jungen. Weiß, schwach und zittrig. Er redet vom Teufel. Doch plötzlich ist es weg und die Menschen um Doro herum erzählen ihr: Der Junge hat Selbstmord begangen, bevor sie hier war'.

Fangen wir mit den wirklich guten Voraussetzungen an. Wulf Dorn ist für gute Spannung immer zu haben. Lesetechnisch ist das Buch wunderbar angelegt, da es viele Kapitel gibt, die aber recht kurz gehalten sind. Man findet auch Kapitel, die nur eine halbe Seite lang sind. Außerdem ist das Buch in fünf Teile aufgeteilt, die jeweils eine eigene Überschrift tragen. Diese sind meist etwas kryptisch, erweisen sich nach dem Lesen aber als Wendepunkt in der Geschichte oder Hinweis.

Der Vorteil an kurzen Kapiteln: Man hat das Gefühl sie folgen sehr schnell auseinander. Auch hier hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte dadurch merklich an Fahrt aufnimmt und immer interessanter wird. Tatsächlich treibt Wulf Dorn die Spannung kontinuierlich weiter nach oben. Es ist schon interessant zu sehen, wie Doro sich selbst in der realen Welt und ihren Halluzinationen zurechtfinden muss. Die Grenze zwischen realem und fiktiven Elementen verwischt dabei zusehends und als Leser war ich zeitweise selbst sehr unsicher, was stimmt und was nicht.

Doro ist jemand den ich vom Alter schwer einschätzen könnte, wenn nicht erzählt wird, dass sie 15 Jahre in ihrem Vergangenheitsblick ist. Manchmal scheint sie sehr erwachsen vor allem, weil sie das Unglück mit ihrem Bruder hinter sich hat. Trotzdem finde ich, ist sie an manchen Stellen sehr naiv und vertraut schnell. Wahrscheinlich hat dieses Vertrauen aber einfach mit ihrer Krankheit, schließlich will jeder ihr 'nur helfen' zu tun.

Gefallen hat mir ihre innerliche Zerrissenheit, die sie oft zeigt, wenn niemand ihr glauben mag. Dass es schwierig ist glaubhaft zu wirken, wenn man eigentlich 'verrückt' ist, stelle ich mir sehr schwer und verletzend vor. Wulf Dorn hat hier auch einen guten Einblick in unsere Vorurteile gegeben, die Menschen nun mal sehr schnell aufbauen.

Die anderen Figuren, Doros Mutter, die Dorfbewohner und andere sind nur insofern ausgebaut, dass sie die Geschichte an einigen Stelen vorantreiben und es uns schwierig machen Doro zu glauben. So lenkt eigentlich keine Figur von der wirklich Protagonistin Doro ab.

Und trotzdem ohne Ablenkung bekam ich erst auf Seite 350 eine Ahnung, was hinter der ganze Geschichte stecken möge. Bis dahin bin ich Doro blind auf Schritt und Tritt gefolgt.

Einige Kleinigkeiten haben mich gestört. So hatte ich einmal das Gefühl, dass es viel zu schnell dunkel wird und der Dorfpolizist war mir zu einseitig gezeichnet. Aber das sind Kleinigkeiten und so bekommt das Buch von mir 4-5 Sterne.