Rezension

Klasse Roman mit einer neurotischen, sympathischen Hauptfigur

Sobald wir angekommen sind -

Sobald wir angekommen sind
von Micha Lewinsky

Bewertet mit 5 Sternen

Es handelt sich um einen sarkastisch geschriebenen Roman mit einem tragikomischen Protagonisten. Dieser ist dermaßen von Ängsten getrieben, die er auf seine jüdische Herkunft zurückführt, dass er angesichts eines vermeintlich bevorstehenden Atomkriegs in Europa die aberwitzige Flucht aus der Schweiz ins sichere Brasilien antritt, zusammen mit seiner Ex-Frau und den gemeinsamen Kindern und ganz in der Tradition des jüdischen Volkes, das sich vor drohenden Gefahren stets durch Flucht gerettet hat. Der Aufenthalt in Recife gestaltet sich zugleich als Exil, Arbeitsaufenthalt und Wandeln auf den Spuren seines Autorenkollegen Stefan Zweig. Aus der Sicht der Hauptfigur Ben erzählt, erfahren wir als Leser immer mehr über seine Neurosen, Paranoia, fehlende Entscheidungsfreude, seinem Bedürfnis nach Anerkennung, seine selbst auferlegte Opferrolle, sein ewiges Selbstmitleid. Alles mutet oft komisch an. Lehrreich sind die Passagen über das Judentum und Stefan Zweig.

Das Lesen dieses Romans hat mir viel Freude bereitet.