Rezension

Kleine Köstlichkeiten

Fingerfood & Feines. Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste
von Martina Lessing

Bewertet mit 3.5 Sternen

Sinn und Zweck des neuen Kochbuches von Martina Lessing ist es, Gäste entspannt und ohne Stress und mit möglichst großer Auswahl zu bewirten. Zu bewerkstelligen ist dies durch die für Fingerfood typischen kleinen, meist handlichen, Portionen und Rezepten, die es dem Koch erlauben einen Großteil bereits im Voraus zuzubereiten. Zumal vieles auch kalt seinen Weg in den Magen findet. Aufgeteilt wird das Buch in drei Kapiteln: Zum einen „Fingerfood“, dann „Warme Schüsselchen“ und zuletzt „Süßes“.

Im ersten Kapitel „Fingerfood“ werden für mich unerklärlicherweise auch Suppen aufgeführt, die man bekanntlich kaum mit den Fingern zu essen vermag. Richtig interessant wurde es daher für mich erst bei den Rezepten, die mit reichlich Spieß-Einsatz daherkamen oder mit einem Haps im Mund verschwinden. Es wird eine leider etwas zu kleine Bandbreite an klassischen Häppchen vorgestellt und ich würde gerne sagen, dass für jeden etwas dabei wäre, aber sollten Veganer unter den Gästen lauern, werden diese wohl eher leer ausgehen. Auch vegetarische Gerichte finden keinen ausreichend großen Platz.
Hinter den „Warme Schüsselchen“ hingegen stecken häufig dekadente Festmahlzeiten bis hin zu etwas einfacheren und trotzdem originellen Gerichten, die manchmal schon fast zu schade sind in nur so kleinen Portionen gegessen zu werden.
Leicht enttäuscht bin ich dann doch vom letzten Kapitel „Süßes“. Einige sind gut, aber manches Mal wirken die Rezepte regelrecht langweilig und können mich nicht gänzlich überzeugen.

Als nicht wirklich gut gelungen empfinde ich auch die Aufmachung. Das Buch ist größtenteils in sterilem Weiß bis hin zu grau gehalten, wodurch manche Bilder etwas trostlos oder wenig einladend wirken. Wie zum Beispiel beim „Warmes Winterkompott“, da mag es womöglich noch so lecker sein, ich fühle mich nicht unbedingt dazu verführt es nachzumachen. Dagegen genervt hat es mich, wenn hin und wieder die österreichischen Begriffe (die sich die Autorin nicht nehmen lassen will) nicht mit einem erklärenden Wort in Klammern dahinter ergänzt wurden. Wenigstens weiß ich jetzt, was Biskotten oder auch Weichseln sind, aber nachschlagen sollte man das eigentlich nicht müssen.
Als merkwürdig empfand ich zuletzt die Selbstverständlichkeit, mit der Frau Lessing annimmt, ein jeder hätte einen Food Processor anstelle eines einfachen Handrührgeräts zu Hause stehen. Die Anleitung richtete sich danach und bot dabei keine Alternativen. Zugegebenermaßen weiß ich selbst wie man einen Mürbteig zubereitet, aber dieser ist nicht ganz einfach und für Anfänger nicht ausreichend erklärt.

Zum Fazit hin bleibt aber ein durchweg positiver und manchmal schon nach dem reinen Lesen einiger Rezepte auch sehr hungriger Eindruck, der durch das Nachmachen so mancher Köstlichkeit nur umso mehr bestärkt wurde.
Die nächste Einladung steht sogar schon fest, und damit für mich auch leider wieder die Qual der Wahl.