Rezension

Raffiniert ist der Titel

Fingerfood & Feines. Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste
von Martina Lessing

Bewertet mit 3 Sternen

Der Klappentext verrät: Die erfolgreiche Köchin und Cateringexpertin Martina Lessing zeigt, wie man einfach und entspannt Fingerfood und Bowl Food für seine Gäste zubereitet und bezeichnet das Buch als einen unentbehrlichen Wegbegleiter „für alle, die gerne Gäste verwöhnen, aber sich den Stress komplizierter Rezepte, die nur von Profiküchen zu bewältigen sind, nicht antun wollen.“

 

„Raffiniert gekocht für Freunde & Gäste“ hatte mich schon sehr angesprochen und den Klappentext habe ich wohl auch nicht so verstanden, wie er sich mir erst nach Durchblättern des Buches offenbarte. Mich sprechen bei Kochbüchern schöne Fotos, auf denen das Zubereitete liebevoll arrangiert und vielleicht sogar noch nett dekoriert wurde sehr an. In diesem Buch wurde ich leider nicht fündig und kein einziges vorgestellte Foto oder Rezept hat mich zum Nachkochen animiert. Die Fotos des Buches sind allesamt so klinisch rein, wie das Titelbild – mal ehrlich: um irgendeine Creme auf Gurkenscheiben zu spritzen brauche ich kein Rezept. Ich hatte tatsächlich damit gerechnet, das angekündigte Raffinierte in diesem Buch zu finden, aber Rezepte wie Blätterteigpastetchen mit Pilzfüllung, Miniblinis mit aufgespritzter Lachsmousse, Windbeutelchen mit Frischkäsecreme oder Mandelpudding finde ich nicht wirklich raffiniert, sondern schon eher altbacken. Raffiniert sind vielleicht die neuen Bezeichnungen, denn die Blätterteigpasteten werden nun Blätterteigschüsselchen, die Miniwindbeutel Brandteigkrapferl und die Gurkenscheiben Gurkenschüsselchen genannt. Diese neuen Namen ziehen sich durch das ganze Buch, lassen die Rezepte dadurch aber nicht wirklich aufregender werden.

 

Die Rezepte sind unterteilt in die Katogorien Grundrezepte, Fingerfood, warme Schüsselchen und Süßes, wobei ich diese Unterteilung manches Mal etwas sinnfrei finde, denn z.B. unter den 28 Fingerfood Rezepten finden sich 10 Rezepte für Suppen. Gerade Suppen würde ich nicht als Fingerfood bezeichnen und schon gar nicht mit den Fingern essen wollen...

 

Auch ansonsten fällt mir auf, dass vieles einfach nur in kleinen Portionen gekocht wird und schon dadurch allein raffiniert zu sein scheint, oder deshalb, weil teure Zutaten wie z.B. Trüffel mit verarbeitet wurden.

 

Das Buch wurde sehr übersichtlich gestaltet: Auf den meisten Doppelseiten findet man auf der einen Seite das Rezept und auf der anderen das sterile Foto der zubereiteten kleinen Speise, aber es gibt auch Doppelseiten, auf denen nur Fotos u.a. von einem Kraut, gefüllten Gläsern, leeren Gläsern, einem Blechkuchen oder mir fremden Personen abgedruckt wurden. Diese Doppelseiten lassen das Buch in der Herstellung sicherlich im Preis ansteigen, ob es dem Lesegenuß auch zu Gute kommt, wage ich zu bezweifeln.

 

Mein Fazit: Dieses Buch wirkte auf mich sehr steril und eher lieblos hergestellt. Nichts wurde wirklich nett in Szene gesetzt und auch die Rezepte fand ich keinesfalls auf- oder appetitanregend. Vielmehr habe ich den Eindruck einen sterilen Katalog eines Caterers in Händen zu halten, der mit den beigefügten Rezepten keine Geheimnisse verrät und sich bei der Erstellung des Buches nur geringfügig mehr Mühe gegeben und Zeit genommen hat, als er uns für die Zubereitung der Speisen für Freunde und Gäste rät.