Rezension

** Kleine und große Wadenbeißer **

Wadenbeißer - Sonja Liebsch

Wadenbeißer
von Sonja Liebsch

Bewertet mit 3.5 Sternen

Da ich bereits den ersten Roman von Sonja Liebsch gelesen und für recht gut befunden hatte, freute ich mich, dass ich auch die Gelegenheit bekam, „Wadenbeißer“, das zweite Werk der Mönchengladbacherin zu lesen.

 

Zugegebenermaßen stand dieser Roman zunächst einige Monate ungelesen im Regal, da zuvor andere Bücher höhere Priorität für mich hatten. Nun fand ich aber endlich die Zeit, dieses Buch in Ruhe zu lesen, was leicht und flüssig von Statten ging. Hierbei muss ich erwähnen, dass sich „Wadenbeißer“ zwar mit Maxi Anders, einem der Hauptcharaktere aus dem ersten Roman von Sonja Liebsch beschäftigt, das Lesen des vorherigen Werkes aber keinesfalls notwendig ist.

 

Das Leben von Maxi ist eigentlich durchweg positiv. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei süße Söhne, lebt in einem Reihenhaus und kann mit ihrem Job als Eventmanagerin Familie und Beruf hervorragend unter einen Hut bekommen. Dennoch wurmt es sie ein wenig, dass sie von ihrem früheren Arbeitgeber herausgeekelt wurde, weil sie Kinder bekam. Ihren Unmut hierüber macht sie in einer eigenen Kolumne Luft, so dass bald sogar die Öffentlichkeit Interesse an ihrer Meinung hat.

 

Aber nicht nur beruflich ändert sich in Maxis Leben zurzeit einiges: Eines Tages steht plötzlich ihre Schwester Sybille mit Gepäck vor ihrer Tür. Ihr Freund, von dessen Geld sie die letzten 20 Jahre gelebt hat, hat sie von heute auf morgen vor die Tür gesetzt. Dass Maxi ihre erste Anlaufstelle ist, führt zunächst zu Irritationen, denn die beiden haben aufgrund ihrer unterschiedlichen Lebensauffassungen bisher nie das beste Verhältnis zueinander gehabt. Schnell stellt sich heraus, dass Sybille das Familienleben bei den Anders gehörig auf den Kopf stellt.

 

Im Großen und Ganzen hat mir der Roman „Wadenbeißer“ recht gut gefallen, jedoch halte ich ein Lesen nicht für unumgänglich. Die Familie Anders ist ein sympathischer Haufen, bei dem man spürt, dass Harmonie Zuhause ist. Zwar gab es auch mal schwierigere Zeiten, aber alles in allem leben die vier äußerst gut und zufrieden. Für mich als Leserin waren die Erzählungen fast schon zu perfekt. Schön fand ich daher, dass dieses idyllische Familienleben durch Maxis Schwester Sybille über den Haufen geworfen wurde. Dieser Aspekt machte die Geschichte gleich lustiger und brachte unvorhersehbare Wendungen mit sich. Ohne zu viel verraten zu wollen: Dass die Schwester nach einigem hin und her doch noch zueinander finden und Sybilles Ex-Freund einen auswischen war für mich das Highlight des Buches. Schade hingegen fand ich, dass Filou, der kleine Hund der exzentrischen Schwester trotz des Buchtitels und des Covers nur eine minimale Rolle spielte. Hier hätte man sicherlich noch einige lustige Szenen einbauen können.

 

Was mir ebenfalls weniger gut gefallen hat, war, dass das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf extrem in den Vordergrund gerückt wurde. Maxi hatte es am eigenen Leib erfahren, was es bedeutet, wenn man Mutter wird und aufgrund dessen seinen Job verliert, bzw. herunterdegradiert werden soll. In ihrer Kolumne macht sie ihrem Ärger Luft, weshalb sie zunächst zu einem Vortrag und später sogar zu einer Talkshow eingeladen wird. Ich selbst habe keine kleinen Kinder und käme bei meinem Arbeitgeber auch nicht in die Situation, dass ich um meinen Arbeitsplatz fürchten müsste. Insofern hat mich besagtes Thema nicht allzu sehr interessiert, obwohl es einen großen Anteil in „Wadenbeißer“ hatte. Ich denke daher, dass sich dieser Roman vielleicht eher an Mütter mit kleinen Kindern richtet. Unterhaltsam, leicht und flüssig zu lesen und hier und da recht witzig ist dieses Buch allemal – allerdings war ich als Leserin nun mal leider nicht die perfekte Zielgruppe.