Rezension

Gute Unterhaltung mit dem "Wadenbeißer" :-)

Wadenbeißer - Sonja Liebsch

Wadenbeißer
von Sonja Liebsch

Bewertet mit 4 Sternen

Maxi staunt nicht schlecht, als eines Tages ihre exzentrische Schwester Sybille samt Hund vor der Tür steht. Die Kölner Kosmopolitin sucht nach ihrer Trennung ausgerechnet in der schwäbischen Provinz Unterschlupf. Und das genau zum falschen Zeitpunkt, denn Maxi startet nach der Familienpause gerade beruflich durch. Als sie sich jedoch in einer TV-Talkshow kritisch zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie äußert, bringt sie sich und ihre Familie in ernste Schwierigkeiten.

Fehler - das Buch hat 277 Seiten!

Manchmal kommt es anderes als geplant. Maxi hatte mit ihrer kleinen Familie einen Ausflug geplant, Alex, ihrem Mann und den beiden Söhnen Till und Jan. Doch unverhofft und völlig überraschend steht ihre große Schwester Sibylle vor der Tür. Der Kontakt zwischen den beiden Schwestern lief schon seit Jahrenauf Sparflamme. Nach gut 20 Jahren hatte sich ihr Lebensabschnittsgefährte Stefan von ihr getrennt und sie musste aus dem Loft im Kölner Stadtteil Ehrenfeld ausziehen. Wohin? Also erst mal zur kleinen Schwester. Eine Lösung wird sich finden. Soviel dazu.

Nun saß sie da, Sibylle, die immer anders war als Maxi. Nur gut, dass ihre Beziehung kinderlos war. Aber das war von Stefan und Sibylle bewusst so geplant gewesen. Doch was konnte ihre Schwester überhaupt? Denn Maxi hatte nun nach der Familienpause wieder angefangen zu arbeiten. Sibylle hingegen war die verwöhnte Frau an der Seite von Stefan, der gutes Geld verdiente. Total versnobt, brachte Maxi fast zum Explodieren. Sibylle war zu nichts zu gebrauchen, eine zusätzliche Belastung in ihrem Haushalt. Das ihr geliebter Stefan mit einer anderen jüngeren Frau eine Familie gründen wollte, hatte Sibylle völlig aus der Bahn geworfen. Selbstmitleid, so hieß ihr neuer Begleiter. Und ihre Anwesenheit im Haus wird immer mehr zu einer Geduldsprobe, nicht nur für Maxi, auch ihrer Ehe. Denn Alex zieht sich sehr zurück. Die beiden Jungs haben eine Aversion gegen ihre Tante.

Dann knallt die Bombe, als Maxi in einer TV-Talkshow sich zum Thema Beruf und Familie sehr kritisch äußert und wie bringe ich alles unter einen Hut?

Handlungsort ist am Bodensee. Nach jedem Kapitel folgt eine Kolumne, die Bezug nimmt auf die Frau und ihre Stellung in der Gesellschaft, ihrer Wertschätzung, Berufsleben, Familie. Ganz zum Ende gibt es eine Extrakolumne mit dem niedlich gezeichneten kleinen Hund, ein „Wadenbeißer“.

Tja, und die gibt es auch im menschlichen Leben, diese „Wadenbeißer“.

 

Und der Weisheit letzter Satz lässt erkennen, dass Menschen eine zweite Chance verdient haben.

Positive Energien, ein guter Zusatz, bringt oft ein überraschendes Ergebnis.

Ich habe mich gut unterhalten mit dem Buch von der Autorin Sonja Liebsch, auch wenn ich den Vorgänger nicht kenne. Eine nette Lektüre für Zwischendurch, auch wenn vielleicht ein bisschen früh schon die Richtung erkennbar ist.

Was in „Wadenbeißer“ klar herauskommt und im realen Leben immer noch in den Köpfen mancher festsitzt, dieses Vorurteil, dass Denken: „FRAU gehört ins Haus“.

MANN = mein Haus, mein Auto, mein ...

FRAU = mein Mann, meine Kinder, meine Küche ...