Rezension

Kleines, aber feines Büchlein, das nicht immer hält, was es verspricht

Heute wegen Glück geschlossen - Patrice Leconte

Heute wegen Glück geschlossen
von Patrice Leconte

Bewertet mit 3.5 Sternen

In Paris sucht jeder nach der Liebe, denn wenn nicht dort, wo dann? Manche haben sogar ganz genaue Vorstellungen vom perfekten Partner im Kopf und hoffen, bis zu einem gewissen Alter bereits verheiratet zu sein.

 

Thomas weiß, welche Frau er will: Kurze Haare soll sie haben, beim Gehen nicht mit den Armen schlenkern und bloß nicht Kaugummi kauen. Und er hat sich in den Kopf gesetzt, bis zu seinem dreißigsten Geburtstag verheiratet zu sein, vor allem um seine Mutter nicht zu enttäuschen. Denn diese möchte unbedingt Enkelkinder haben, bevor sie stirbt, was ihrer Meinung nach jeden Tag geschehen kann.
Und so sucht er zwischen seinen Kolleginnen, Nachbarinnen und anderen Bekannten nach der Richtigen, obwohl er sie längst gefunden hat.
Und wieder aus den Augen verlor.

 

Heute wegen Glück geschlossen ist ein schmales, hübsch aufgemachtes Buch, das eine unterhaltsame Lektüre mit viel Liebe für Zwischendurch verspricht. Und in gewisser Weise hält der Roman dieses Versprechen auch ein. Aber eben nicht völlig.
Thomas ist ein Held, den man sehr gern haben kann, aber manchmal möchte man ihn an den Schultern packen und heftig schütteln. Und das liegt nicht an seiner Dickköpfigkeit oder seine Vorstellungen über seine Traumfrau, sondern eher an der fehlenden Tiefe der Figur. Das macht ihn nicht weniger sympathisch, nur bleibt eben so mancher interessante Charakterzug zu sehr an der Oberfläche. Das gilt mehr oder minder für alle Protagonisten, die teils herrlich verschroben und trotzdem lediglich anskizziert sind, was ein bisschen schade ist. Bestimmte Themen, die durchaus tragikomische Züge tragen, werden angeschnitten, aber eben bloß flüchtig. Etwas mehr Ausführlichkeit hätte dem Roman gut getan, ohne ihm seine Leichtigkeit zu nehmen.

 

Denn typisch französisch ist der Roman allemal. Da wird geliebt und gelitten, verführt und aus der Ferne angeschmachtet und vor allem sehr viel über Frauen diskutiert. Dass die eine oder andere Szene überzogen oder komplett unrealistisch wirkt, verzeiht man dank des Charmes der Erzählung gerne. Nur nachdenken oder zuviel Tiefsinn erwarten sollte man nicht unbedingt. Sonst könnte man schnell enttäuscht sein.
Und auch die eigentliche Liebesgeschichte nimmt nicht viel Platz ein. Sie spielt sich hauptsächlich in Thomas’ Kopf ab. Für manchen Leser mag das frustrierend sein, besonders da der Klappentext wesentlich mehr Romantik verspricht.

 

Wer leichte Komödien für einen verregneten Tag oder einen Krankenhausaufenthalt sucht, ist mit Heute wegen Glück geschlossen bestens bedient. Einfach abschalten und sich von französischem Charme entführen lassen gelingt mit diesem Büchlein perfekt.
Wer allerdings etwas mehr erwartet, vielleicht eine mitreißende Liebesgeschichte, der sollte vermutlich besser zu einem anderen Roman greifen. Ein paar Stunden nette Unterhaltung und gute Laune erwarten einen mit Lecontes Werk ganz sicher, jedoch nicht viel mehr. Man fühlt wenig mit den Figuren mit und kaum hat man die letzte Seite umgeblättert, beginnt man sie bereits zu vergessen.
Ein wunderhübsches Mitbringsel, schon allein wegen dem Cover, aber nichts für diejenigen, die richtigen Tiefgang bevorzugen.