Rezension

Konflikt Heiraten – aus der Sicht des Mannes (voll verscherzt)

Muffensausen - Christoph Dörr

Muffensausen
von Christoph Dörr

Bewertet mit 5 Sternen

Andere Ansichten zum Thema Heiraten – diesmal bekommt der Mann das Recht zu sprechen. Zum Tränenlachen!

Andere Ansichten zum Thema Heiraten – diesmal bekommt der Mann das Recht zu sprechen. In diesem Sinne etwa wird die Geschichte in Christoph Dörrs Roman geführt, nicht jedoch so trocken. Der Komiker mit Herz und Seele weiht das Publikum diesmal in die Schwierigkeiten des männlichen Geschlechts ein, was Verlobung, Hochzeitsplanung, Familienvereinigung und Heiraten angeht.

Man hat jedenfalls eine Vorahnung; die Mehrheit der Männer in dieser Situation bekommt früher oder später Muffensausen. Bei dem Geständnis diesbezüglich kann sich leider nicht jeder so lustig und schlagfertig ausdrücken, wie der Autor.

Die Leichtigkeit einer Beziehung in den heutigen Zeiten unverbindlich zu genießen ist einfacher, als je zuvor. Daher verblasst die Notwendigkeit des Trauscheins.

Außerdem – so formuliert das Christoph Dörrs Held, Philipp, sehr treffend – müsste man(n) auf die bisher gewohnte Bequemlichkeit voll verzichten: „ Heiraten, o Mann, meine Kindheit wäre endgültig vorbei.“.

Amüsanter weise lässt sich das Buch Kapitel für Kapitel als eine Sammlung von gut pointierten Comedy-Sketchen verstehen. Die Meinungsverschiedenheiten, Chaos und Gezicke werden mit faszinierenden Wortwitzen dargestellt. Bisher „unerhörte“ Begriffe schmücken die Szenen, die zur Situationskomik enorm beitragen. Krankenschwester „Miss Molly“ oder „Obermolly“, die „Stationsstute“, „Lady Lila“ (Location-Agentin), die „Nussbaumholzdame“ (Juweliergeschäft), nicht minder gut sind der „Theo Loge“ (Pfarrer), „Wal(d)diva“ (die egozentrische und esoterisch veranlagte Brautmutter) und „Bratwurstvorsitzende“/„Chefwurst“ (der grillende Dorfvorsteher).

Und dennoch wirkt die Erzählung teilweise und kaum merkbar nachdenklich. Auch hier trifft man auf Ausdrücke, die zum Schmunzeln verleiten. Was hinter „Abstellgreis“ und „Friedhofsblond“ steckt ist nichtsdestotrotz traurig. Wie auch immer, jede Szene spiegelt lediglich die verrückte Welt um uns herum.

Das Buch bietet noch einen City-Bonus: Es spielt in Köln. Daher können Köln-Fans, aber auch Heiratswillige, Verheiratete und (aus gutem Grund) Alleinstehende bei dieser keineswegs klischeehaften Lektüre gleichermaßen Tränen lachen. Nicht zuletzt lernt man etwas sehr Wichtiges. Wenn man sich liebt, ist nämlich die Erkenntnis unvermeidlich: „Wir müssen an einem Strang ziehen. Nicht an einer Schlinge.“