Rezension

Kunstvolle Inszenierung der Morde

Das Sterben der Bilder - Britta Hasler

Das Sterben der Bilder
von Britta Hasler

Bewertet mit 4.5 Sternen

Julius Pawalet ist am Boden, sein Leben ist miserabel, seine Wohnung auch und er muss sogar - zum ersten Mal in seinem Leben - in die Suppenküche gehen. Aber zumindest der ihm so verhasste Vater, ein Säufer, ist verstorben. Und das bringt Julius dann doch etwas Glück: Es scheint, als hätte der Vater das Trinken aufgegeben und sogar einen richtigen Job bekommen - und diesen bekommt Julius nun angeboten. Er kann im kunsthistorischen Museum beginnen. Doch damit beginnt eine turbulente Zeit.

Julius ist ein Charakter mit Ecken und Kanten: verbittert, unglücklich, voller Hass auf seinen Vater, unsicher und manchmal auch etwas biestig. Doch gerade das macht ihn zu einem liebenswerten Charakter. Im Verlauf des Buches entwickelt er sich auch weiter, wird selbstsicherer und lernt seine eigene Fähigkeit besser zu schätzen und einzuschätzen: Julius hat nämlich ein fotografisches Gedächtnis, wenn es um Bilder geht. Er kann sie sich einmal ansehen und jedes Detail bleibt ihm in Erinnerung. 
Sehr sympathisch fand ich auch die Freundschaft, die sich zwischen ihm und Lischka entwickelt; es läuft so natürlich ab, so ohne große Zwischentöne, eine einfache, aber gute Freundschaft zwischen zwei Männern. Mir gefiel diese Entwicklung mit am Besten in den Buch.
Aber auch Britta Haslers Vergangenheit als Domina findet einen Platz in dem Krimi: Luise von Schattenbach wird dieser Rolle gerecht. Nun, ich muss sagen, dass das zwar durchaus ein amüsanter Aspekt war, mir aber teilweise zu gewollt inszeniert wurde. 
Auch Johannas Entwicklung hat mir nicht ganz so gut gefallen: Vielleicht lag das auch daran, dass der Einblick in ihr Gefühlsleben relativ gering ist und daher die Motive für ihre Wandlung nicht so herausgearbeitet werden konnten.

Das historische Wien um die Jahrhundertwende ist für mich wirklich ein toller Schauplatz. Ich habe mich schon darauf gefreut, dieses Buch zu lesen, einfach auch aufgrund dieser Wahl. Leider ist nicht ganz so viel Wien, wie ich es mir gewünscht hätte, präsent gewesen. Dennoch ist das Buch wirklich hervorragend: Der Aufbau des Inhaltes - diese beiden verschiedenen Verbrechen, die nicht nur im kunsthistorischen Museum, sondern auch mit Hilfe von Julius zusammengeführt werden und sich dort verbinden - ist einfach hervorragend gelungen. Gerade die Toten, deren Inszenierung und die Werke, die damit verbunden sind, stechen aus dem Roman heraus. Ich habe jedes Bild, das hier hervorgehoben wird, erst mal online gesucht, weil ich mich dadurch einfach noch mehr in die Geschichte hinein gefühlt habe. 
Man fiebert mit Julius mit, man leidet mit Julius mit, man fühlt sich diesem Charakter einfach verbunden. So hat es mich auch nicht gestört, dass eben für mich die Rolle der Luise überspitzt war.

Fazit

Ein sehr gelungener Kriminalroman, der spannende Fälle bietet. Insbesondere die kunstvolle Inszenierung der Morde nach großen Meisterwerken ist ein wundervolles Merkmal dieses Buches.