Rezension

Langweilig

Dark Wood - Thomas Finn

Dark Wood
von Thomas Finn

"[W]enn sie die Wahl gehabt hätten, hätten sie die verdammte Sendung vermutlich alle lieber gemütlich vor dem Fernseher verfolgt. Wenn übehaupt. Nur hatten sie keine Wahl." (Seite 12)

SURVIVE ist ein neues Fernsehformat, dass die Zuschauer begeistert und in Atem hält. Ein Team aus sechs Kollegen tritt an, um ihre Firma vor dem finanziellen und vielleicht auch privaten Ruin zu retten. Bei einer erfolgreichen Teilnahme winkt der Firma eine Finansspritze von 500.000 Euro. Ein Zehntel der Summe erwartet zudem der (vom Publikum bestimmte) Gewinner des Teams für seine private Kasse. Auch Dagmar, Katja, Sören, Lars, Gunnar und Bernd nehmen an der Show teil, um ihrer Firma wieder auf die Beine zu helfen. Mitten in den norwegischen Wäldern haben sie drei Tage Zeit, einen Parcour aus physisch und psychisch anspruchsvollen Aufgaben zu bewältigen. Dabei ist von Loyalität und Teamwork kaum etwas zu erkennen. Und schon nach einem Tag haben sie das Gefühl, dass da etwas nicht stimmt. Dass nicht alles, was sie sehen und erleben Teil der Fernsehshow ist.

Dark Wood lässt sich Zeit. Viel, sehr viel Zeit. Auf den ersten paar Dutzend Seiten werden zunächst nur die Figuren beziehungsweise deren Kleidergeschmack sowie die Spielregeln der Show in aller Deutlichkeit beschrieben. Erste Beziehungen zwischen den Figuren werden angedeutet. Die Figurenperspektiven wechseln dabei immer mal wieder, was aber nicht weiter auffällt. Lediglich Bernd, das Vollblut-(Verzeihung)-Arschloch, sticht durch seine rüpelhafte Ausdrucksweise hervor. Irgendwie hat mich diese Fokussierung auf die Kleidung der Figuren gestört. Ich will nicht wissen, welche Klamotten sie tragen, ich will wissen, wie sie ticken. Und das möchte nicht erklärt bekommen, sondern erleben. Bis ich den Charakter der einen oder anderen Figur erahnen konnte, waren schon weit über 100 Seiten vergangen. Ebenfalls gestört haben mich die Dialoge, die für meinen Geschmack viel zu hölzern waren. Der Lesefluss, vor allem in den Dialogen, blieb aus. Vermutlich hat das alles dazu geführt, dass mir die Figuren nicht nur durchweg unsympathisch, sondern auch völlig egal waren.  

Irgendwann setzen dann die erste Horrorelemente ein. Verlassene Lager, die auf ein schreckliches Ereignis hindeuten. Seltsame Funde, die sich nicht erklären lassen. Angriffe von mysteriösen pelzigen Kreaturen, die sich ebenso wenig erklären lassen. Die eine Hälfte des Teams glaubt, das sei alles Teil der Show. Die andere kommt schon nach dem ersten merkwürdigen Vorfall zu der Schlussfolgerung, dass es sich um Trolle handeln muss, sie sind schließlich in der Nähe von Trollheimen und einige Norweger haben behauptet, es gäbe in diesen Wäldern Trolle. Also muss das auch so sein. Und ich dachte nur: Trolle? Wie langweilig. Bitte bitte bitte lass es etwas anderes sein. War es dann auch. Aber - puh - ob ich die Erklärung so viel besser fand?

Aus anderen Büchern weiß ich, dass Thomas Finn schreiben und plotten kann. Deshalb habe ich mich ja so auf Dark Wood gefreut. Aber hier hatte ich schon nach den ersten Seiten das Gefühl, dass das nicht der gleiche Autor wie von beispielsweise Weißer Schrecken sein kann. Irgendwie hat mich an Dark Wood - bis auf die Idee - einfach alles gestört. Platte, farblose Figuren, die mir völlig gleichgülig sind. Hölzerne Dialoge. Ein Plot, der kaum bis keine Spannung bietet, obwohl er das mit allen Mitteln versucht. Und eine Geschichte, in die zu viel Material gequetscht wurde. Stichwort: Nazis. Nein, Dark Wood hat mir leider überhaupt nicht gefallen.

(c) Books and Biscuit