Rezension

Viel zu wenig Horror und ein utopisches Ende

Dark Wood - Thomas Finn

Dark Wood
von Thomas Finn

Bewertet mit 3 Sternen

Thomas Finn nimmt sich sehr viel Zeit, seine Charaktere und das Grundgerüst seiner Geschichte vorzustellen, sowie weiter auszubauen. Schon sehr früh verteilte ich meine Sympathien, wusste allerdings auch genau, wen ich nicht so sehr leiden konnte. Was die Figuren angeht haben einige, wie zum Beispiel die schöne Katja ziemlich viel Farbe abbekommen, andere, wie zum Beispiel Lars, blieben mir hingegen zu blass. Hier hätte ich mir einen, für mich besseren, Mittelweg gewünscht. Außerdem kamen mir die Figuren allesamt bekannt vor, denn es ist schon ein bisschen Klischeehaft: Wir haben den Nerd, die Schöne, das Mauerblümchen, etc. Wer häufig Horrorfilme schaut, dem werden diese Personen bekannt vorkommen.
Den Plot finde ich wirklich herausragend. Es versprach eine düstere Geschichte zu werden, bei der man sich abends im Bett unter der Decke verstecken würde. Der Anfang hörte sich auch noch sehr vielversprechend an und ließ sich auch ruck zuck weg lesen, doch dann flachte die Geschichte leider immer mehr ab und ließ deutlich an Spannung nach.
Im Grunde genommen soll es sich in Dark Wood um einen Horrorthriller handeln, für mich war von dem Horror jedoch nicht wirklich etwas zu spüren. Erst auf den letzten Seiten stellte sich hier und da zwar mal eine "Mini-Gänsehaut" ein, aber das ich mich wirklich gefürchtet habe, kann ich nicht sagen.

»"Ich habe es dem Filmteam bereits gesagt. Doch die wollten nicht hören. Irgendwas ist da draußen in den Wäldern. Wer nicht aufpasst, wird von der Wildnis verschluckt. Und zwar für immer."«
Zitat aus: "Dark Wood"

Das Potential dieser Geschichte wurde meiner Meinung nach bedauerlicherweise überhaupt nicht genutzt.
Die düstere Stimmung, die Thomas Finn wirklich sehr gut rüber gebracht hat, war mir einfach nicht genug. Mir hat das Besondere gefehlt. Die Überraschungen, die mich erschreckten, mich auf eine falsche Fährte locken würden, mir eben ein bisschen Angst machten. Von all dem bekam ich leider überhaupt nichts geliefert.
Die einzelne "Prüfungen", denen sich die Kandidaten stellen müssen, fand ich sehr interessant. Stellenweise waren genau diese es auch, die mich ans Buch fesseln konnten. Eine gewisse Spannung ist zwar stets vorhanden, bleibt allerdings nicht konstant, sondern wird von Seite zu Seite immer weniger.
Viele Dinge haben die Geschichte ziemlich in die Länge gezogen. Sehr oft habe ich mich gefragt, wann Thomas Finn nun endlich mal zum Punkt kommen würde. Natürlich war ich auch neugierig darauf, wie diese ganze Fernsehshow wohl zu Ende gehen würde. Mit verschiedenen Szenarien im Kopf begab ich mich zum Ende und wurde erneut enttäuscht. Leider ist für mich gerade der Schluss so utopisch, dass ich es ein bisschen bereut habe, das Buch überhaupt zu Ende gelesen zu haben. Ich habe mir ein "Wow"-Ende erhofft und bekam ein "Ernsthaft?!-Ende". Da ich nicht spoilern möchte, werde ich hier nicht weiter darauf eingehen, nur so viel: Es ist nicht nur an den Haaren herbeigezogen, sondern auch, jedenfalls für mich, eher 0815, als wirklich überraschend.

Fazit:
Nach einem wirklich starken Anfang, glich meine Reise durch dieses Buch einer wilden Achterbahnfahrt, die mich am Ende enttäuscht zurückgelassen hat. 
Die Geschichte wechselt in regelmäßigen Abständen von sehr spannend, zu sehr langweilig. 
Positiv ist auf jeden Fall zu berichten, dass die düstere Stimmung, die dieser Titel mit sich bringt, sehr gut auf den Leser transportiert wird. Ich hatte zum Ende hin sogar mal eine (Mini)-Gänsehaut.
Alles im allen ist Dark Wood ein nettes Buch für zwischendurch, welches manchmal ein bisschen beklemmend ist, aber leider keine Überraschungen für den Leser bereit hält.
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