Rezension

Lebend vom 'IS' zurück

Inside IS - 10 Tage im 'Islamischen Staat' - Jürgen Todenhöfer

Inside IS - 10 Tage im 'Islamischen Staat'
von Jürgen Todenhöfer

Bewertet mit 5 Sternen

Er will es mit eigenen Augen sehen, mit 'ihnen' sprechen, ihre Motivation erkunden, aber - es ist brandgefährlich. Noch nie ist ein Journalist, der sich in die Nähe des sogenannten 'IS' gewagt hat, lebend zurück gekehrt.

Im Sommer 2014 nimmt Jürgen Todenhöfer per Skype Kontakt zu deutschen Djihadisten auf, die sich der Terror-Organisation des sogenannten IS angeschlossen haben. Nach viel Hin und Her bekommt er am Ende ein Schreiben vom Büro des Kalifats, das ihm garantiert, dass er unbehelligt wieder ausreisen kann. Es ist eine gefährliche Mission, noch gefährlicher durch die Tatsache, dass sein Sohn und dessen Freund mitkommen. Der eine fotografiert und filmt, der andere führt Protokoll.

Sie reisen über die Türkei ein und Todenhöfer erhält die Gelegenheit, die Millionenstadt Mossul zu besuchen. War der Empfang anfangs noch relativ freundlich, wird die Situation zunehmend frostiger und gefährlicher, obwohl Todenhöfer vorher klar gemacht hatte, dass er unbeeinflusst berichten und mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg halten will.

Das Buch ist interessant zu lesen, keine Minuten langweilig, auch nicht, als die Islamisten ihre kruden Theorien erläutern. Sie halten 'ihren' Islam (sunnitisch) für den einzig wahren und wollen die Schiiten, die sich nicht dazu bekehren wollen, umbringen. Das sind Millionen Menschen im Iran und Irak und auch woanders. Demokratie finden sie verwerflich, denn 'nichts darf über den Gesetzen Allahs stehen'. Ständig wurde mit Allah und dem Koran argumentiert, aber wenn Todenhöfer nachhakte, dass ihr tatsächliches Verhalten (Enthauptungen, Sklaverei, etc.) damit nicht übereinstimme, verloren sich die IS-Kämpfer in verworrenen Theorien und bastelten sich ihre eigene Weltsicht zurecht.

Gut finde ich den Brief am Ende des Buches, den Todenhöfer an den Kalifen geschrieben hat und wo er kritisch mit dem sog. IS ins Gericht geht und ihn als 'antiislamisch' bezeichnet. Auf Todenhöfers Webseite kann man ihn in voller Länge nachlesen.