Rezension

Lebenswege

Am Strom (eBook) - Killen McNeill

Am Strom (eBook)
von Killen McNeill

Das Cover von "Am Strom" von Killen McNeill hat mich besonders angesprochen. Ich vermute, dass die im Buch als ein Schauplatz beschriebene Donauinsel angebildet ist. Ein blattloser Baum im Licht der Abenddämmerung. Mit der Abbildung assoziiere ich einen Lebensweg, symbolisiert durch Bäume und Wasser. Und letztendlich schildert das Buch ja auch den Lebensweg von verschiedenen Personen.

Da sind die vier Freunde, die kurz vor ihrem Abitur stehen. Politisch engagiert und mit verschiedenen Träumen und Vorstellungen vom Leben. Else und Jelly werden heiraten, Erwin fällt absichtlich durch's Abi, um weiterhin in der Jugend politisch aktiv zu bleiben und Jens kehrt an jenem Abend, auf dem sie sich das letzte Mal auf der Donauinsel treffen, nicht mher zurück. Seine Leiche wird am nächsten Tag gefunden...
Im weiteren Verlauf des Buches wird hauptsächlich das Leben von Jelly und Else geschildert. Die Darstellung der Charaktere erscheint mit gelungen. Beide leben nebeneinander her, sind sich nicht besonders treu und erleben keine spektakulären Dinge. Doch darum geht es in dem Buch auch gar nicht.

Man bekommt einen Eindruck davon, wie ein "Durchschnittsehepaar", das in dieser Zeit gelebt hat, hätte sein können. Erschreckt haben mich die Gefühlskälte und Abgeklärtheit der beiden. Die Liebe, die sie einst füreinander empfunden haben mögen, sucht man vergeblich. Ich bewundere hier, wie es der Autor schafft, diese Charakterzüge so deutlich werden zu lassen.

Gut gefallen hat mir die Verwendung von Dialekt, das hat die ganze Geschichte authentischer gemacht. Über eine stilistische Sache bin ich jedoch mehrfach gestolpert (und in der Hinsicht bin ich wirklich sehr empfindlich) Im mündlichen Sprachgebrauch hat sich ja nun sehr eingebürgert, dass man nach Nebensatzkonjunktionen einen Hauptsatz bildet. Dass es schon im schriftlichen Sprachgebrauch angekommen ist, ist mir allerdings neu, leider hat mich das tatsächlich ein wenig gestört.

Insgesamt ist "Am Strom" meiner Meinung nach ein lesenswerter Roman, der einen darüber nachdenken lässt, wie die eigene Ehe vielleicht verlaufen wird, wenn diese oder jene Dinge geschehen.