Rezension

Legenden sind voller Fantasie und Magie, doch was wenn sie wahr sind?

Die Legende von Oasis - Janine Tollot

Die Legende von Oasis
von Janine Tollot

Bewertet mit 4 Sternen

Der Schreibstil dieses Buches ist so schön! Kein Film könnte bildreicher sein, als der Schreibstil von Janine Tollot. Man konnte geradezu mit eigenen Augen die vielen Korallenriffe, Wasseralgenfelder und verschiedenen Fischarten sehen. Bis in die tiefsten Tiefen des Meeres ist man geschwommen und hat die Schönheit darin auf eine neue Art kennengelernt. Nebenbei verliert man aber nicht die der Oberfläche aus den Augen und sehnt sich bei den Beschreibungen an einen Fuß des Berges, um einen Wasserfall zu beobachten oder an dessen Spitze, um den Ausblick genießen zu können. Nicht nur die Schönheiten dieser Welt werden bildreich bis in die letzten Winkel beschrieben, sondern auch die Grausamkeit vieler Taten, Zerstörung von Lebensraum und Lebewesen, hat man direkt vor Augen. Das hat oft vor Augen geführt, wie schön unsere Welt ist, genauso wie sie ist, aber auch sehr Zerbrechlich. 

Die Geschichte erlebt man hauptsächlich aus der Sicht von Brielle und Isea, wobei die Autorin hin und wieder den Blick aus anderen Charakteren heraus beschreibt. 

Brielle ist ein wildes Mädchen, dass nach Abenteuern lechzt und auch den Mut hat, nach einem zu greifen. Sie lebt bei den Menschen auf einem Schiff, in einer Welt voller Meermenschen, die sie unbedingt näher kennenlernen möchte.. Zwischen Menschen und Meermenschen herrscht seit einer Ewigkeit Missverständnis und trotzdem leben sie (mehr oder weniger) im Einklang miteinander. Trotzdem ist da Brielle, die auf dem Schiff hin und her turnt, auf den letzten Mast klettert, um dem Meer immer näher zu sein, Delfinen beim Schwimmen zuzusehen und sich ein Leben als Meerjungfrau (auch Orkusianerin genannt) vorzustellen. 

Schön fand ich da all die Details zu den Meermenschen, die sie viel authentischer haben wirken lassen.Und dann hätten wir da Isea, Gott sowie auch König der Meere, der seit Ewigkeiten von seiner Schwester Göttin Este, über der Meeresoberfläche auf einem Schiff gefangen gehalten wird. Die Autorin hat hier eine eigene Welt mit eigener Entstehungsgeschichte kreiert, mit wundervollen Fantasy-Elementen und zwei Göttern im langwierigen Streit. Isea wird von Este gefoltert und gedemütigt und dabei hat ihr Zorn auf ihn, gerade erst ihren Anfang erreicht… Keiner der Beiden ist perfekt und so kann man weder Este noch Isea als den oder die Böse abstempeln. Stattdessen lässt man sich auf die vielen verschiedenen Charakterfacetten ein und lässt sich die Legende von Oasis erzählen.

Der Autorin ist es gelungen, mich direkt mit Charakteren mitfühlen zu lassen. Ich habe gelächelt, war betrübt, geschockt, habe mich wohl gefühlt, wurde neugierig und habe dadurch halbe Welten erkundet, war den Tränen, der Verzweiflung nahe und vieles mehr. Außerdem habe ich in diesem Buch wohl mehr über das Meer und viele damit verbundene Kettenreaktionen gelernt, als je in meinem Leben davor. So klasse, genial ich das auch fand, bringt mich das wohl zu meiner Kritik. 

Manchmal saß ich dran und habe einige Beschreibungen, Erklärungen und Fachbegriffe vor die Nase gesetzt bekommen, dass ich dann glatt erst mal gar nichts verstanden habe. Also hatte es den gegenteiligen Effekt, weil das mal zu viele Informationen auf einmal oder etwas zu komplex erklärt war beziehungsweise ich die Wörter nicht mal kannte. Was auch vorkam (selten, aber es kam eben trotzdem vor) war, dass mal eine längere Beschreibung mich aus der Geschichte kurz rausgehauen hat und mir dadurch die Spannung hin und wieder abhandengekommen ist. Da muss ich aber auch dazusagen, dass ich mich mit solchen Sachen (z. B. Meeresbiologie) überhaupt nicht auskenne und für Alle, die zumindest ein wenig Ahnung haben, das vermutlich sehr spannend finden werden! Ich für meinen Teil habe auch sehr viel gelernt beim Lesen. =) 

Fazit:

Die Charaktere hatten so einige Facetten und haben mich im Zusammenhang mit der Handlung, auch mal im Schnelldurchlauf durch all meine Mimiken geführt. Der Schreibstil war für mich ein höchster Genuss und hat mir geradezu eine Brille in eine andere Welt aufgesetzt, in der ich viel über das Meer erfahren durfte. Damit verbundene Fachbegriffe haben bei aber auch manchmal für Verwirrung gesorgt und meinen Lesefluss ein wenig gestört. Wobei diese Kritik schwach aussieht im Vergleich dazu, was ich für schöne Weisheiten aus dem Buch herausziehen konnte. Nicht NUR ein Buch zur Unterhaltung! =)

Zitat:

„Orkusianer konnten nicht weinen, denn das Meerwasser waren ihre Tränen.“