Rezension

leicht lesbar aber mit einigen kleinen Schwächen

Blinde Sekunden - Sonja Rüther

Blinde Sekunden
von Sonja Rüther

~Sonja Rüther konstruiert mit ihrem Thriller „Blinde Sekunden“ einen Thriller der weniger durch eine permanente Spannung als durch das Agieren und Interagieren krankhafter Seelen miteinander lebt.

Zu Beginn stehen verschiedene Handlungsstränge mit ganz unterschiedlichen Themen im Vordergrund. Zum einen Silvia Valentaten, die plötzlich bei einem Techtelmechtel mit dem besten Freund verschwindet, dann Dr. Freiberger der versucht auf eine abartige Art seine Frau Barbara zu heilen und nicht zuletzt der Kommissar der durch seine privaten Szenen ein wenig Herzenswärme in den Roman transportiert.

Zunächst präsentieren sich alle Handlungsstränge isoliert voneinander und geben dem Leser die Möglichkeit sich zu orientieren und mit den Personen, ihren ersten Charaktereigenschaften und ihrem Umfeld bekannt zu machen. Außerdem trägt die Autorin dem Leser die jedem Handlungsstrang zu eigen gemachte Geschichte zu und will sie auf unterschiedliche Art und Weise dem Leser schmackhaft machen. Nach und nach verweben sich die einzelnen Handlungsstränge und der Leser kann mit wenig Mühe erste Zusammenhänge auf jeden Fall erahnen, wenn nicht sogar erkennen.

Die Spannung des Thrillers kommt in erster Linie aber nicht aus den Szenen oder dem Tempo der Geschichte an sich, obwohl da sicherlich auch die ein oder andere Szene von Brisanz bei ist, sondern aus den Handlungen und Seelen der Personen die sich hier präsentieren.

Leider gibt es bezüglich der Personen die so maßgeblich für die Spannung sorgen sollen von mir als Leser einige Kritikpunkte. Sicherlich sind die Charaktere schlüssig und auch nachvollziehbar dargestellt trotzdem waren mir viele der Personen einfach zu überzeichnet und killten einen Großteil der Spannung die die Autorin versuchte mühsam zu konstruieren.  Der Doktor der sich aufführt wie Frankenstein, die Psychologin die handelt wie der Notarzt persönlich und mit gezückter Spritze Hausbesuche macht, der Ehemann der verschwundenen Frau  der seltsam gleichgültig agiert, der Liebhaber der dazu im völligen Gegenteil absolut durchdreht und nicht zuletzt die Pflegerin der Ehefrau des Doktors die mich an eine Pflegerin aus einem bekannten Horror Streifen erinnert. Von dem grausigen Pathologen mit seiner Art fange ich erst gar nicht an zu reden-alles insgesamt einfach zu viel. Einzig allein die Familie des Kommissars bildet einen seltsam stabilen herzerwärmenden Gegenpol zu diesen Kuriositäten Kabinett an Personen die sich da tummeln. Sie sind auch meine Lieblingspersonen mit den ich mitfiebern und ermitteln konnte. Der Humor des Kommissars macht  in meine Augen vieles wieder wett  und seine Person trägt mich durch weite Teile des Romans.

Große Zeitsprünge , die dadurch nötig wurden das die Geschichte über eine langen Zeitraum erzählt wird erfordern vom Leser große Aufmerksamkeit und führen dazu das ich am Ende das diffuse Gefühl entwickle das was Wichtiges von der Geschichte nicht erzählt wurde.  Das Ende  hätte in meinen Augen doch noch etwas runder geschrieben werden können und vieles kommt für mich auch nicht mehr überraschend, da es teilweise schon in vorherigen Kapiteln aufgelöst wurde und ich mir aufgrund meiner Genre Erfahrung schon denken kann und letztendlich die Bestätigung dafür bekommen habe. 

Insgesamt ist der Thriller gut zu lesen, aber kann mit den Perlen der Genres in vielerlei Hinsicht leider nicht mithalten, zu groß sind die Schwächen in der Konstruktion der Geschichte und bei den Charakteren. Zudem kann ich viele Zusammenhänge aufgrund meiner Leseerfahrung in dem Genre schon erahnen, was meine persönlichen Spannung dann noch ein klein wenig milderte. So vergebe ich 3 von 5 Sternen und bedanke mich bei der Autorin dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte und sie mir ein Exemplar des Buches zur Verfügung gestellt hat.