Rezension

Leicht wie ein Chanson.

Das Lied des blauen Mondes - Natalie Simon

Das Lied des blauen Mondes
von Natalie Simon

Der Roman "Das Lied des blauen Mondes" ist wie ein Chanson: Voller Gefühl und Ausdruck, Liebe, ein wenig Melancholie und très français. Eine ganz zauberhafte Liebesgeschichte zweier Generationen.

Schon wieder ist für Juliette ein Versuch mit der großen Liebe gescheitert. Sie hat die Beziehung beendet und sich nun zurückgezogen, um in ihrem pariser Atelier in Ruhe Möbel zu restaurieren. Den Glauben an die wahr Liebe hat sie begraben. Da taucht plötzlich ihre eigenwillige Tante Manon auf, die in den 60er Jahren als Chansonnière unglaublich großen Erfolg feierte. Nun ist sie in Paris um ein Erbe anzutreten, das Erinnerungen an eine schon lange vergangene Zeit weckt. Eine Zeit voller Liebe und Leidenschaft, berührenden Chansons und Tragik. Als dann kurzer Zeit später auch noch der charmante Gérard auf der Bildfläche erscheint, versucht Manon alles, um Juliette zu zeigen, dass es die wahre Liebe immer noch gibt und es sich um sie zu kämpfen lohnt.

Das Autorenduo, das hinter Natalie Simon steht, erzählt hier zwei wunderschöne Liebesgeschichten zweier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Dabei fangen sie mit einer unglaublichen Leichtigkeit den französischen Flair ein. Ich sah mich beim Lesen schon selbst an der Seine entlang spazieren, ein Croissant in der Hand und ein Chanson auf den Lippen. Die genau an den richtigen Stellen eingestreuten französischen Redewendungen und einzelnen Wörter verdichten diese greifbare Atmosphäre noch mehr. Und das besonders Schöne: Auch für Leser ohne Französischkenntnisse fügen sich die Wendungen wunderbar in den Gesamtfluss und lassen sich mühelos erschließen.

Neben diesem wunderschönen Stil sind auch die Charaktere sehr liebevoll gestaltet. Menschen wie sie uns wohl auch in Paris´ Straßen über den Weg laufen könnten. Die chaotische Juliette hat mich mit ihrer eigenen Geschichte genau so berührt wie ihre exzentrische Tante Manon. Diese nimmt ihre Nicht an der Hand und zeigt ihr den richtigen Weg zur großen Liebe, indem sie nach und nach das Geheimnis um ihr Erbe lüftet. Und natürlich um die Tragik ihrer ersten und wahren Liebe. Es ist faszinierend wie dieser Roman trotz all seiner ernsten Töne niemals seine Leichtigkeit verliert und unsere Gedanken wie eine frische pariser Briese ganz mühelos hinwegträgt.

Diese Lektüre war so zauberhaft und berührend, dass ich auf noch mehr Lesestoff von Natalie Simon hoffe. Nächstes Mal vielleicht wieder in Paris? Ich würde mich freuen...