Rezension

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Außergewöhnliches Liebesromandébut!

Das Lied des blauen Mondes - Natalie Simon

Das Lied des blauen Mondes
von Natalie Simon

Bewertet mit 4 Sternen

"Das Lied des blauen Mondes"

"Juliette will nach dem Ende einer Beziehung, die sie für Liebe gehalten hat, einfach nur in Ruhe Möbel restaurieren. Aber dann wird ihr Mietvertrag für die geliebte Werkstatt im Pariser Viertel Faubourg Sainte-Antoine gekündigt, und es taucht noch ihre kapriziöse Tante Manon auf...... sie kehrt nach vielen Jahren nach Paris zurück - die Stadt, in der die mondäne Chonsonnière einst ihre große Liebe fand.... Die Zeit mit dem Komponisten Jean-Claude war die schönste Zeit ihres Lebens, bis ihr Glück ein jähes Ende fand. Als Juliette drauf und dran ist, ihren Traummann zu verlieren, zeigt ihr Manon, dass es sich lohnt, für die Liebe zu kampfen. "
(Quelle: Klappentext)

Der Roman erschien 2015 im "aufbau taschenbuch Verlag" und umfasst 35 Kapitel. Das Besondere an ihm ist, dass zwei (2) Autorinnen (Katrin Traoré und Tania Schlie) hier "federführend" sind und diese geniale "Co-Produktion"dennoch den Leseeindruck schafft, als sei er aus einer Feder geflossen - dafür ein "chapeau" von mir!

Überaus gut gefallen haben mir die Charaktere, allen voran Manon Monnier, die Hauptprotagonistin (neben Juliette). Trotz traumatisierenden Kindheitserlebnissen in Cherbourg, wo sie bei den Großeltern aufwuchs, schaffte sie es über die Liebe zur Musik, vor allem dem Chanson, sich ihren Platz im Leben zu erkämpfen - oder besser gesagt - zu ersingen.
Der charismatische und begnadete Pianist und Komponist Jean-Claude wird zur Liebe ihres Lebens, als er sie am Klavier begleitet. Im Romanverlauf wird rückblickend deutlich, warum Manon nur einige Jahre mit ihrer großen Liebe in Paris lebte....
Nach Jahrzehnten durch die Erbschaft einer Villa in "ihr" Paris zurückgekehrt, lernt sie ihre Nichte Juliette besser kennen und zwischen Manon und Juliette wächst eine herzliche familiäre Verbindung und Freundschaft... Nach und nach öffnen sie ihre Herzen und die ältere Frau gibt Juliette Tipps in "Herzensangelegenheiten", wobei sie aus ihrem reichhaltigen "Repertoire" schöpfen kann..
Wir lernen - ausser Manon und Juliette - noch weitere nette und charmante Zeitgenossen kennen: U.a. Charles-Hugo, den Friedhofsgärtner und begnadeten Koch, Gaston, den Bistrobesitzer von vis-à-vis, Chafik, der hilfsbereite marokkanische Nachbar und Guy, dem alteingesessenen "Maitre" Möbelrestaurator und Compagnion von Juliette...

Ich fand die Einblicke in die Restauration alter, wertvoller (Holz)möbel sehr interessant und litt mit Juliette und Guy unter den sich stetig erhöhenden Mietpreisen in Paris, die bereits das Bild so mancher "Quartiers" für immer verändert haben.

Dieser Roman sticht im Genre Frauen- und Liebesroman aus der Masse heraus, da er nicht ins allzu Triviale oder Seichte abdriftet, sondern stilistisch klar, flüssig, spannungs- und detailreich, emotional und niveauvoll geschrieben wurde und zu lesen ist. Zuweilen sind "bonmots" en francais in den Text eingesprenkelt, was das ohnehin enthaltene typisch französische Flair noch steigert. Besonders beeindruckt war ich von Manon, deren Selbstbewusstsein und Charakterstärke, der Geradlinigkeit und dem immer-wieder-aufstehen, das ihr Leben positiv getragen hat.

Fazit:
Ein wunderschöner Roman für laue Sommerabende, der den Leser fesselt und berührt; ihn in die legendäre ewige Stadt der Liebe entführt. Eine Geschichte, die sich so oder ganz ähnlich in den 60er Jahren und der heutigen Zeit in Paris zugetragen haben könnte... Im Anhang finden sich 15 Chansons bekannter SängerInnen, die die Aura dieses Romans unterstreichen...
Der Roman transportiert ausser Spannung, die nicht fehlte, auch eine Leichtigkeit, eine Lebensfreude, die sich auf den Leser überträgt. Dafür vergebe ich sehr gerne - avec plaisir - 4 leuchtende Sterne am literarischen Bücherhimmel und 87 ° auf der "Belletristik-Couch".