Rezension

Leider nicht das, was ich mir vorgestellt habe

Der Keller - Sabine Thiesler

Der Keller
von Sabine Thiesler

Bewertet mit 3 Sternen

»Wenn Frauen spurlos verschwinden ...«

"Der Keller" ist mein erstes Werk von Sabine Thiesler. Auf das Buch bin ich durch andere Buchblogger(-innen) aufmerksam geworden. Dabei gingen die Meinungen so stark auseinander, dass ich die Geschichte unbedingt lesen musste.
Leider hatte ich mit der Story meine Probleme, dabei wollte ich das Buch so gerne mögen!
Doch fangen wir zuallererst mit den positiven Dingen an:
Ich mag das Cover. Es ist düster und edel - eine gelungene Mischung, wie ich finde. Und jetzt, da ich das Buch gelesen habe, kann ich bestätigen, dass es wirklich gut zur Geschichte passt.
Trotz des etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstils kam ich relativ gut durch die Geschichte, was für mich ein großer Pluspunkt ist, da mir der Inhalt leider nicht besonders zugesagt hat.
Am meisten gestört haben mich diese italienischen Floskeln, die meiner Meinung nach etwas überzogen gewirkt haben. In einer Geschichte, die in Amerika spielt, wird ja auch nicht ständig mit englischen Begriffen oder Sätzen um sich geworfen.
Den Einstieg fand ich sehr gelungen, wenngleich mir Hannahs Ehemann echt auf die Nerven gegangen ist. Wie kann man nur so unfassbar egoistisch sein?
Was mir nicht so ganz einleuchtet, ist, warum Hannah im Klappentext eine so große Rolle spielt. Ihre Geschichte wird sehr zügig abgehandelt und anschließend wird nie wieder ein Wort über sie verloren. Das fand ich etwas merkwürdig und auch schade, da ich gerne mehr von ihr gelesen hätte.
Der größte Kritikpunkt, den ich habe, sind die Ermittlungsarbeiten. Oder besser gesagt: die absolut katastrophale "Polizeiarbeit" in Deutschland und Italien.
Ich habe schon Unmengen an Thrillern gelesen, aber so etwas ist mir bisher noch nicht untergekommen.
Während die deutsche Polizei keinen Finger krumm macht, um Hannah zu finden und ihr Verschwinden ins Lächerliche zieht, schießt die italienische Polizei wahrlich den Vogel ab.
Donato Neri ist der wohl unfähigste, unsympathischste und faulste Kommissar, der mir jemals in einem Buch begegnet ist.
Die "Ermittlungen" verliefen im Sande, offensichtliche Hinweise wurden übersehen oder einfach ignoriert. Mit Neri bin ich auch bis zum Schluss einfach nicht warm geworden.
Im Mittelteil wandelt sich die Story. Man ist hautnah in der Kinder- und Jugendzeit des Täters mit dabei; wir lernen seine zukünftige Frau kennen und erfahren mehr über sein Hobby, das eine entscheidende Rolle einnehmen wird. Diesen Teil fand ich zwar durchaus interessant, aber leider auch in die Länge gezogen.
Zudem hatte ich Schwierigkeiten mit Daniels Charakter. Der pflichtbewusste Junge von damals hat rein gar nichts mehr mit dem Mann gemeinsam, der er heute ist. Für mich war diese Figur alles andere als stimmig. Octavia hingegen fand ich von Anfang an unsympathisch, egoistisch, kalt und psychotisch.
Was mir außerdem gefehlt hat, war ein plausibler Grund für die Taten. Die im Buch erwähnte Begründung fand ich leider etwas dürftig und rechtfertigt in meinen Augen nicht, warum die Täter so handeln, wie sie gehandelt haben.
Die Taten als solche haben mich weder schockiert noch fand ich sie besonders brutal. Das liegt aber vermutlich daran, dass ich abgehärtet bin und bereits wesentlich krassere Bücher gelesen habe.
Auch das Ende fand ich eher platt und unspektakulär. Von Neri und seiner Unfähigkeit mal ganz abgesehen.

Fazit:
"Der Keller" ist eine Geschichte, die sehr gut angefangen hat, die mich am Ende allerdings mit einem unzufriedenen Gefühl zurückgelassen hat.
Fast alle Charaktere waren schrecklich naiv und blass. Ich habe weder mit ihnen mitgelitten noch hat mich ihr Schicksal sonderlich interessiert.
Die katastrophale Polizeiarbeit ist mein größter Kritikpunkt und hat das Buch für mich persönlich etwas kaputt gemacht.
Dennoch bin ich recht gut durch die Geschichte gekommen und habe mich stellenweise sehr gut unterhalten gefühlt.
Da "Der Keller" mein erstes Buch von Sabine Thiesler ist, vergebe ich einen Bonusstern und hoffe, dass mich das nächste Buch der Autorin von sich überzeugen kann.
3/5 ⭐️

Vielen Dank an das Bloggerportal und den Heyne Verlag, die mir das Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben.