Rezension

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Leider sehr enttäuschend!

Wenn aus Funken Flammen werden -

Wenn aus Funken Flammen werden
von Abby Jimenez

Bewertet mit 2 Sternen

Inhalt:
Kristen steht kurz vor einem medizinischen Eingriff, der es ihr unmöglich machen wird, Kinder zu bekommen. Deshalb geht sie mit gemischten Gefühlen an die Aufgabe, die Hochzeit ihrer besten Freundin zu organisieren. Vor allem, als sie dabei Josh, den anderen Trauzeugen, kennenlernt. Er ist witzig, sexy und weiß mit ihrer direkten Art umzugehen. Allerdings träumt Josh von einem Haus voller Kinder. Kristen ist klar, dass sie nicht die Richtige für ihn ist. Doch die Anziehung zwischen Josh und ihr wird immer größer, und es wird auch für Kristen immer schwerer, ihn auf Abstand zu halten.

Diese Rezension enthält sehr viele SPOILER, aber da ich niemandem empfehle, es zu lesen, lest es euch ruhig durch, dann wisst ihr wenigstens warum. ;)

Cover, Schreibstil:
Das Cover finde ich hübsch, ein Grund, warum ich dieses Buch auf Netgalley angefragt habe (an dieser Stelle dankeschön für das Leseexemplar!). Der Schreibstil ist angenehm, leider einer der seltenen guten Punkte an diesem Buch.

Charaktere:
Wo soll ich nur anfangen… Kristen ist für mich ein sehr gefährlicher Charakter. Sie verkauft ihre toxic attitude und ihren Selbsthass als legitim, weil sie unfruchtbar ist. Dadurch versucht sie Josh ständig zu bemuttern, sie weiss immer, was gut für ihn ist und was nicht. Sie ist es auch die so «selbstlos» entscheidet, dass sie nicht die Richtige für ihn ist, wobei er ihr ständig, wirklich ständig versichert, dass er sie liebt. Ich kann mich natürlich nicht zu 100% in Kristens Situation hineinversetzen, denn nein, ich bin nicht unfruchtbar und ich bin mir sicher, dass es eine absolut scheiss Situation sein muss, nicht nur wegen der Schmerzen, sondern vor allem der psychische Teil. Trrotzdem finde ich es falsch, wie Kristen damit umgeht, vor allem gegenüber Josh ist dies einfach nur unfair und toxisch. Dass Kristens Mum ein Drache ist, hat ihre Situation und ihr Selbstbewusstsein sicher nicht gerade verstärkt, aber ich finde gerade den krassen Kontrast zwischen Kristens lautem und schonungslosem Wesen und der toxischen, irgendwie depressiv wirkenden anderen Seite von ihr einfach übertrieben und falsch. Und damit komme ich zu einem weiteren Kritikpunkt an Kristen, ich bin mir sicher die Autorin wollte mit ihr ein feministisches Beispiel liefern, dass eine Frau nicht «feminin» sein muss, wie unsere Gesellschaft uns das so gerne vorschreibt, jedoch schafft sie es, Kristen einfach als das Klischee der «ich bin anders als die anderen Frauen» darzustellen. Andere Frauen, die Josh (nicht wirklich) datet, werden dabei ebenfalls klischiert, die eine wird darauf reduziert Yogalehrerin und vegan zu sein. Der Part in dem die «ach so andere» Kristen und Josh über diese Frau lästern ist einfach das pure Gegenteil von dem, was ich mir erhofft habe. Die Autorin versucht Kristen als nicht-klischeehafte Frau darzustellen, aber alles was sie tut, ist sie anders zu klischieren, was ich sehr ungelungen finde. Josh ist dabei das kleinere Übel, er ist unsterblich verliebt in eine Frau, die ja so anders ist, als alle anderen (er bezeichnet sie als Einhorn…), dabei denkt er jedoch niemals an sich. Einerseits mimt er den starken Mann, aber für sich selber sorgen, das will er partout nicht. Was er an Kristen findet, ist mir schleierhaft, aber andererseits scheinen die beiden auf die gleichen, oftmals kindischen Dinge zu stehen (Klopapierstreiche, Filme schauen, 24/7 ungesund essen). Meine Einschätzung ist natürlich von mir persönlich sehr geprägt, ich finde die beiden schrecklich unsympathisch. Aber auch sachlich gesehen sind die beiden Charaktere wahrlich keine Goldschätze.

Story:
Die Geschichte beginnt damit, wie sich Kristen und Josh begegnen ohne zu wissen, dass sie Trauzeugin und Trauzeuge für ihre besten Freunde Sloan & Brandon, die bald heiraten werden. Anfangs sind die zwei sich etwas zuwieder, beziehungsweise sie ziehen einander ständig auf, was mit der Zeit aber in eine Freundschaft mündet. Diese Entwicklung ist eigentlich ganz süss. Kristen ist zu dieser Zeit mit Militärmann (sorry mir fällt die richtige Bezeichnung grade nicht ein) Tyler zusammen, die beiden sehen sich aber nur einmal pro Jahr, wenn er Ferien hat. Da sie sich von Joshs Anwesenheit irgendwie bedroht fühlt (im Sinne von, sie hat Angst Tyler zu betrügen), versucht sie alles, um Josh keinerlei Zeichen zu senden, die er «falsch» aufnehmen könnte. Als sie dann doch etwas miteinander anfangen, besteht sie jedoch darauf, dass es für sie eine rein sexuelle Beziehung ist, womit sie sich und ihn belügt. Das Ganze fängt dann auch schnell an zu nerven, weil die Geschichte basically 24/7 darum geht, dass Kristen Josh eine reinwürgt, um ihn (natürlich) um seiner Willen von ihr fernzuhalten, weil er irgendwann mal gesagt hat, dass er eine grosse Familie möchte und irgendwas vonwegen Adoption ist nicht so toll oder was weiss ich. Und weil Kristen unfruchtbar ist, beziehungsweise Tumore an ihrer Gebärmutter hat, möchte sie natürlich ihm seine Zukunft nicht versauen. Gleichzeitig klettet sie sich dann jedoch wieder alle paar Tage oder Wochen komplett an ihn, sagt ihm einmal sogar, dass sie ihn liebt und alles. Ich kann nachvollziehen, dass es schwierig ist, über das Thema Unfruchtbarkeit zu sprechen, aber das legitimiert keineswegs ihre toxische Art, die sie Josh gegenüber an den Tag legt.

Ausserdem finde ich die Messages, die uns die Geschichte auftischt an sich auch problematisch: einerseits wird so oft so oberflächlich und sexistisch gesprochen (Kristen über Josh und auch zu ihm, wenn sie ihm sagt, dass sie ihn nur für Sex braucht, andererseits der eine Feuerwehrskollege von Josh und Brandon, der ständig sexistische Aussagen macht), andererseits die Aussage, dass das Buch eigentlich für Frauen in derselben Situation wie Kristen sind, sich selber lieben und akzeptieren sollen. Jedoch schafft es die Autorin, diese Message völlig zu versemmeln, weil Kristen schlussendlich wundersamerweise schwanger wird, aufgrund Joshs «Supersperma» (wird wirklich so genannt, wtf), ausserdem ist Kristen bis zum Schluss überhaupt nicht mit sich im Reinen. Sie jammert eigentlich ständig nur darüber, wie schlecht sie ist, ist nie zufrieden mit sich selber und lässt das Ganze dann an Josh raus, bis zum Schluss redet sie immer davon, dass er doch jemand viel besseren verdient – was bitte soll man von diesen Aussagen mitnehmen? Kristen sollte dringend zur Therapie und Josh auch, wenn er sich ernsthaft so blind in jemanden verliebt, der so toxisch und unsicher ist. Die Autorin versucht im Schlusswort nochmals zu erwähnen, dass sie das Ende mit der Schwangerschaft nicht gewählt hat, um ein Happy End zu zaubern, sondern dass das Happy End sein soll, dass Kristen sich selber liebt und akzeptiert, aber wo bitte tut sie das? Kann ich leider gar nicht nachvollziehen...

Fazit:
Ich bin mir sicher, es gibt viele, die das Buch gern haben werden, aber für mich ist die Geschichte einfach problematisch. Ich mag simple Liebesgeschichten mit Happy End sehr gern, aber nicht wenn so viele verqueere Aussagen damit vermittelt werden. Die Story an sich, oberflächlich gesehen, ist süss, mal abgesehen davon, dass Kristen echt mühsam ist. Aber ich hoffe doch sehr, dass auch andere Leser*innen etwas hinter die Geschichte blicken werden und hinterfragen, was daran alles problematisch sein könnte.

Ich empfehle das Buch nicht weiter, da ich finde, eine Liebesgeschichte kann auch mit Charakteren geschrieben werden, die nicht so toxisch und kaputt sind wie Kristen. Oder zumindest bis am Schluss eine Entwicklung durchmachen, das macht sie leider wirklich gar nicht. Schade drum, denn es wäre eine Chance gewesen, den Leuten zu zeigen, dass sich Menschen mit einer schlimmen Kindheit und/oder Unfruchtbarkeit entwickeln und verändern können. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass sich Menschen, die unfruchtbar sind und dieses Buch lesen, vor den Kopf geschlagen fühlen, weil die ganze Message am Schluss von einem absolut deplazierten Happy End untergraben wird.

Themen: Perfektionszwang, Zwangsstörung, Drama, Unfruchtbarkeit, «Liebe»
Story: 2/5
Spannung: 2/5
Charaktere: 1.5/5
Lesefluss: 1.5/5