Rezension

Leider zu kurz geraten und damit emotionale Tiefe eingebüßt

Wie die Freiheit schmeckt - Tamika Campbell

Wie die Freiheit schmeckt
von Tamika Campbell

Tamika Campbell hat so einiges in ihrem Leben erlebt, leider zum größten Teil psychische und physische Gewalt, Missbrauch und die Abwesenheit von bedingungsloser Liebe. Umso unglaublicher, wie diese Person trotzdem so erfolgreich ihren eigenen Weg gehen konnte.

Leider wird dieser Weg - sowohl innerhalb der Sekte, als auch heraus und danach - nur im Zeitraffer erzählt. Ganz selten verweilen wir in einer einzelnen Lebensituation und erfahren mehr über die Gefühls- und Gedankenwelt der Autorin. So kommt dem Buch leider die emotionale Tiefe abhanden, die diese Lebensgeschichte eigentlich für den Leser haben könnte. Auch fehlen detailierte Beschreibungen, sodass das innere Bild vom Leben in der Sekte etc. nicht so recht entstehen kann.

Sprachlich störten zu Beginn des Buches noch die zu häufig verwendeten umgangssprachlichen Formulierungen. Diese erscheinen im Zusammenhang mit der schrecklichen Geschichte irgendwie unpassend. Da stockte der Lesefluss, kam jedoch mit Fortschreiten des Textes - und Reduktion der Umgangssprache - wieder in Gang. Zuletzt, wenn es um den Weg in die Comedy-Szene geht, passen dann witzige Kommentare wieder gut inhaltlich in den Text.

Insgesamt eine bewegende Lebensgeschichte, wenn auch leider kein bewegendes Buch. Dafür fehlten die emotionale Tiefe. Aus meiner Sicht hätte das Buch auch gut doppelt so dick sein können und damit weniger abrupte Sprünge in der Biografie stattfinden müssen. Hier macht es als aktuelles Beispiel Deborah Feldman mit ihrem "Unorthodox" und "Überbitten" dem Leser leichter, mit ihr mitzufühlen und -fiebern.