Rezension

Lesenswerter Auftakt über ein lothringisches Mädchenpensionat 1910

Töchter des Aufbruchs -

Töchter des Aufbruchs
von Marie Pierre

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem historischen Roman, der starke Auftakt einer Trilogie über ein Mädchenpensionat an der Mosel, erfahren wir auf sehr unterhaltsame Weise nebenbei vieles über das Lothringen während der Kaiserzeit. Als eine Schülerin aus dem Mädchenpensionat spurlos verschwindet, muss die Pensionatsleiterin Pauline Martin notgedrungen den Hauptmann „Gnadenlos“ Erich von Pliesnitz um Hilfe bitten und ihre Wege kreuzen sich anschließend immer wieder.

Alle Protagonisten wirken authentisch und ich konnte sie mir sehr gut bildlich vorstellen. Besonders gut fand ich, dass ich den Thionviller Dialekt in Gestalt des jungen Thomas kennenlernen durfte. Die Hauptprotagonistin Pauline, die aus gehobenen Verhältnissen kommt, war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie hat das Mädchenpensionat von ihrer Tante übernommen, das in Thionville, dem deutschsprachigen Teil von Lothringen, liegt. Sie liebt ihre lothringische Heimat und zeigt ihre Verbundenheit auch öffentlich. Ihr Unterrichtsstil ist unkonventionell, da sie ihre Schülerinnen zu starken Persönlichkeiten erziehen will, die ihre eigenen Wünschen und Plänen verwirklichen sollen. Die Bewahrung der französischen Kultur und auch der französischen Küche ist ihr sehr wichtig. Ihr Leben ist das Pensionat und das spüren nicht nur die Schülerinnen, sondern auch Personen, die den Ruf dieses Pensionats gefährden möchten. Ich fand auch das Personal des Pensionats sehr sympathisch und die Schülerinnen mit ihren sehr unterschiedlichen Interessen, Talenten und Herkünfte auch ganz interessant. Der Protagonist Erich kennt wenig Müßiggang und hat mir trotz seiner anfänglichen Vorurteilen, sehr gut gefallen. Er hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und verkörpert die preußischen Tugenden, wie Zucht und Ordnung.

Die Struktur des Buches hat mir ebenfalls sehr gut gefallen. Die Kapiteln sind von angenehmer Kürze, so dass man schnell noch ein weiteres Kapitel lesen kann. Der Schreibstil war einfach und flüssig zu lesen und hat mich von Anfang an gepackt. Die dargestellten Szenen waren durchgehend interessant und informativ beschrieben.

Die Autorin fügte noch ein ausführliches Nachwort inkl. Glossar mit Erläuterungen hinzu, das ich total genossen habe. Des Weiteren hat mich der historische Stadtplan von Thionville auf der Innenseite des Buches begeistert.

Von mir also eine klare Kauf- und Leseempfehlung für dieses tolle Buch. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung mit Pauline und Erich.