Rezension

Ein Muss für alle Fans gut recherchierter historischer Romane

Töchter des Aufbruchs -

Töchter des Aufbruchs
von Marie Pierre

Bewertet mit 5 Sternen

Marie Pierre nimmt uns mit diesem Roman mit in das Reichsland Elsaß-Lothringen im Jahr 1910. Dort treffen wir auf Pauline Martin, die ein Pensionat für höhere Töchter führt. Ihr Anliegen ist es die Mädchen zu eigenständigen und selbstbewussten Frauen zu erziehen.

Pauline ist ein toller Charakter. Sie ist eine mutige und selbstsichere Frau, der ihre Schützlinge und ihre sich selbst verschriebene Aufgabe sehr am Herzen liegen. Aufgrund ihrer Stellung wahrt sie nach außen Contenance, aber hinter dieser Fassade gibt es viele Emotionen, die mir als Leser auch transportiert wurden. Ihre Schützlinge unterschiedlichster Herkunft stellen sie vor manche Herausforderung. In dieser Hinsicht tat sich besonders Suzette mit ihren nicht ungefährlichen Alleingängen hervor. Unerwartete Hilfe bekommt Pauline von einem Hauptmann der preußischen Armee.

Die Autorin hat die unterschiedlichsten Protagonisten sehr authentisch und facettenreich beschrieben. Aber besonders gefiel mir, dass die Personen im Verlauf eine Entwicklung durchgemacht haben.

In ihrer unnachahmlichen und brillanten Schreibweise hat Marie Pierre mir die Grenzregion, die seit dem Krieg 1870/71 dem Reichsland zugehörig war, nähergebracht. Indem sie einzelnen Personen französische Ausdrücke bzw. Sätze in den Mund gelegt hat und andere im Dialekt sprechen ließ, wurde die Geschichte für mich noch authentischer. Sehr bildhaft schildert sie die Schönheiten der Region sowie die gesellschaftlichen als auch sozialen Schwierigkeiten, die sich durch die neue Obrigkeit ergaben. Dazu beigetragen hat sicherlich auch die bunte Mischung der Bevölkerung aus Franzosen, Deutschen, Militär und nicht zuletzt den Hüttenarbeitern. Man merkt wie sehr der Autorin die Geschichte von Elsaß-Lothringen am Herzen liegt, denn schließlich ist sie ein Kind der Grenzregion.

Von der ausführlichen und akribischen Recherche, die ich wieder mal bewundert habe, zeugt die am Ende angefügte Auflistung der wissenschaftlichen Berater. Außerdem enthält das Buch eine Karte von Diedenhofen/Thionville um das Jahr 1910, ein Personenverzeichnis und ein fremdsprachliches Glossar.

Das Buch ist für mich ein absolutes Highlight und ich kann es kaum abwarten bis Band zwei der Trilogie erscheinen wird.