Rezension

Lustig, mit augenzwinkerndem Tiefgang

Der Algorithmus der Menschlichkeit -

Der Algorithmus der Menschlichkeit
von Vera Buck

Bewertet mit 3 Sternen

Bei diesem Buch hatte ich anfangs Orientierungsschwierigkeiten. Was lese ist hier? Ist das humorvolle Science Fiction, die aus ungewohnter Sicht der Menschheit einen Spiegel vorhält? Ist es generell ein Buch aus der humorigen Abteilung, das sich spielerisch mit Fragen des Lebens auseinandersetzt oder gar philosophischer Klamauk? Grundsätzlich ist es auch egal, in welche Schublade man dieses Buch letztendlich steckt, wenn man ganz einfach ohne jede Erwartung an die Sache herangeht und auch vergisst, je ein Buch von Vera Buck gelesen zu haben. Dieses hier ist anders, ganz und gar anders.

Vera Bucks leisen Humor kennt man aus ihren Büchern, hier packt sie ihn komplett aus und lässt es krachen. Es geht um Mari, die neuste Errungenschaft im Pygmalion, einem angesagten Roboterbordell, wobei sie nicht gerne Roboter genannt wird, seitdem jeder geistlose Staubsauger so heißt. Sie ist ein Fembot der neuen Generation, zwar nicht auf Sex spezialisiert, aber darauf programmiert, den Menschen zu helfen. Sie hat Prinzipien und festgelegte Prioritäten. 

Das ist originell und wird frech und hoch komisch präsentiert. Leider bleibt der innovative Ansatz sehr bald auf der Strecke. Wir landen in einer WG mit ausgesucht skurrilen Gestalten, an denen man zwar gut menschliche Schwächen und Begehrlichkeiten studieren kann, waren aber auf Skandalträchtigeres eingestellt.  Ging es zuerst um die moralischen Aspekte möglicher Kinderbots, setzt man sich jetzt mit neugierigen Nachbarn und überraschenden Elternbesuchen auseinander, was doch vergleichsweise brav anmutet. 

Das Lesen ist trotzdem ein großer Spaß, ich habe lange nicht mehr so viel gelacht. Klug und spitzfindig wird hier beleuchtet, was das Menschsein ausmacht und ausgelotet, was es braucht zum Glücklichsein. Nur ist auch hier die Lösung etwas simpel, wenn dann doch wieder der kleine Prinz als Fanal zur Sinnsuche herhalten muss. Zum Ende hin bekommen wir sogar noch eine ordentliche moralische Standpauke, die diesem Buch den vierten Stern gekostet hat, das hätte man eleganter verpacken können.

Mit diesem Buch zeigt uns Vera Buck eine neue spannende Facette ihres Könnens, die sie unbedingt vertiefen, aber vielleicht mit einer Portion mehr Mut angehen sollte. 
Es ist ein lustiges Buch mit augenzwinkerndem Tiefgang, hätte aber das Zeug gehabt zu einem klugen Buch, das bissig erheitert. 

Kommentare

Emswashed kommentierte am 25. April 2021 um 15:40

Trotz nur dreier Sternchen, hört es sich recht positiv an!

Sursulapitschi kommentierte am 25. April 2021 um 15:43

Es hat mir auch weitgehend gefallen, nur das Ende fand ich ganz und gar daneben. 

(Ich bin allergisch auf den kleinen Prinzen.) 

wandagreen kommentierte am 25. April 2021 um 16:14

gibts kein Antihistaprinzika?

Emswashed kommentierte am 25. April 2021 um 16:34

Kennt ihr denn nicht "Die dicke Prinzessin Petronia" von Katharina Greve? Sie ist, glaube ich, eine entfernte Cousine vom Kleinen Prinzen und immer die erste Kolumne die ich im neuesten Magazin aufsuche. Die wirkt, garantiert!

Sursulapitschi kommentierte am 25. April 2021 um 17:16

Ohhhh, die kenne ich nicht, was üble Bildungslücke!

Sursulapitschi kommentierte am 25. April 2021 um 17:23

Ohhhh, die kenne ich nicht, was üble Bildungslücke!

wandagreen kommentierte am 25. April 2021 um 19:20

Habs auf die WuLi gesetzt: ist ein Comic.

Sursulapitschi kommentierte am 25. April 2021 um 19:23

Gut, das mach ich auch, wir brauchen es.