Rezension

Macht nachdenklich

Kant und das Leben nach dem Tod -

Kant und das Leben nach dem Tod
von Marcel Häussler

Bewertet mit 4 Sternen

Gleich neben einer Autobahnbrücke wird in einem Ortsteil von München der abgetrennte Arm eines Mannes in einem Müllsack gefunden. Einziger Hinweis ist ein Ehering, der auf einen alten Mann deutet. Bei der Obduktion stellt der Gerichtsmediziner fest, dass der Arm eingefroren sein musste. Die Suche nach weiteren Leichenteilen beginnt und als die Hüfte des Mannes gefunden wird, haben sie aufgrund des künstlichen Gelenks auch die Identität des Mannes. Alle Wege führen ins Münchener Stadtteil Hasenbergl in eine Hochhaussiedlung. Aber keiner der Nachbarn ist aufgefallen, dass der ältere Mann nicht mehr da war und so richtig kannte ihn auch niemand. Kant und seine Kollegen beginnen zu ermitteln.

Mit Kant und das Leben nach dem Tod ist der bereits dritte Kriminalroman der Reihe erschienen. Ich kannte diese Reihe bisher nicht, hatte aber keinerlei Verständnisprobleme, zwar erfährt man auch nebenbei etwas aus dem Privatleben der Ermittler, was aber eher nebenbei geschieht.

Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig und auch wenn der Fall an sich äußerst brutal anmutet, verschont Autor Marcel Häußler den Leser mit allzu blutigen Details. Tatsächlich wurde meine Fantasie hier mit den kleinen Andeutungen genügend angeregt, um die Bilder lebendig werden zu lassen.

Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und auch in zwei verschiedenen Erzählebenen, die aber beide in der Gegenwart liegen. Zum einen verfolgen wir die Ermittlungen, zum anderen begleiten wir die neunzehnjährige Antonia, Toni, die nach dem Tod der Mutter von Portugal aus nach München zurückkehrt, da ihr Großvater hier lebt. Insgesamt ist die Story sehr geradlinig erzählt, wobei es zum Ende einen kleinen Showdown gibt. Auf den ersten Blick scheinen die Ermittlungen und Tonis Perspektive nichts miteinander zu tun zu haben, doch ab einem gewissen Punkt ahnte ich, worauf es hinauslaufen wird.

Häußler hat mich mit seiner Geschichte sehr nachdenklich gestimmt. Alte Menschen, einsame Menschen, die keine Familie mehr haben, scheinen hier nur wenig Beachtung bei ihren Mitmenschen zu finden. Ganz im Gegenteil, niemand vermisst sie, niemand bemerkt etwas, dass macht traurig und ich würde gern sagen, dass ich da anders wäre, aber ich befürchte, dass jeder zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist, auch ich. Vieles könnte leichter sein, würde man seinen Mitmenschen mehr Aufmerksamkeit schenken.

Die Charaktere habe ich ein kleines bisschen kennenlernen dürfen, da man auch etwas über ihr Leben erfährt. Das bleibt zwar im Hintergrund, macht aber die Ermittler dadurch um einiges authentischer und glaubwürdig. Da ich darauf tippe, dass weitere Bücher der Reihe folgen, werden aber viele Themen noch offen gelassen.

Mein Fazit: insgesamt konnte mich dieser Krimi sehr gut unterhalten, auch wenn ich ahnte, was dahintersteckt, war ich mir nie ganz sicher. Ein ruhiger Krimi, der mich vor allem mit der Thematik und der versteckten Botschaft beschäftigt hat und dadurch noch einmal mehr Tiefgang erhält. Sehr lesenswert!