Rezension

Mächtig viel Familie

Über Carl reden wir morgen -

Über Carl reden wir morgen
von Judith W. Taschler

Bewertet mit 3 Sternen

„Über Carl reden wir morgen“ steht auf dem Cover und das ist Programm. Es dauert satte 200 Seiten bis Carl überhaupt geboren wird. Bis dahin klären wir seinen familiären Hintergrund und der ist umfangreich. Und dann, kaum erblickte er das Licht der Welt, ist er schon im Krieg.

Hier geht es in großen Sprüngen durch ein knappes Jahrhundert. Das schafft einen schönen historischen Abriss, aber man hat kaum Zeit, die Figuren näher kennenzulernen. Dazu ist es zwar kunstvoll aber auch verwirrend, wenn inmitten der Zeitsprünge dann doch wieder Rückblenden eingebaut werden. Es fördert auch nicht gerade die Spannung, wenn wir Gustav nachträglich kennenlernen, obwohl wir in der Gegenwart schon wissen, dass er tot ist.

So geht es dahin von einem Familienmitglied zum anderen, quer durch Österreich und sogar nach Amerika. Man kann nicht sagen, dass nichts passiert. Einige Geschehnisse sind sogar recht originell, manch Episode aus dem Krieg wirklich plastisch und bedrückend, nur wächst einem niemand richtig ans Herz, dazu hat man ihn zu kurz begleitet.

Von diesem Buch hatte ich mir viel versprochen. Leider hat mich diese grundsätzlich spannende Familiengeschichte nicht abgeholt. Zu viele Menschen, die an einem vorbeirauschen. Irgendwann verliert man die Lust, zu ergründen, wie denn nun die x-te neue Figur ins Schema passt.

Schade.