Rezension

Man kann die Zukunft auch mit festen Plänen nicht vorhersehen...

Alles so leicht
von Meg Haston

Bewertet mit 5 Sternen

Als ich die Leseprobe zu diesem Buch gelesen habe, dachte ich noch, es handele sich um ein ziemlich schräges Teeniebuch, in dem Essstörungen als trendy und eine Therapie als voll daneben beschrieben wird. Weit gefehlt!

In „Alles so leicht“ geht es um Stevie, die sich für den Tod ihres Bruders Josh verantwortlich fühlt, und am ersten Todestag selbst tot sein will. Sie tut alles dafür, dass dieser Plan aufgeht.

Stevies Vorhaben wird unvermittelt durchkreuzt, als ihr Vater sie in ein Therapiezentrum für Essstörungen in der Wüste von New Mexico einweisen lässt. Stevie ist wütend und will ihren Entschluss partout nicht in Frage stellen. Krampfhaft hält sie an den Selbstmordabsichten fest, muss sich aber den Therapievorgaben hier und da beugen. Ihre Therapeutin Anna und ihre Mitbewohnerinnen in Bungalow 3 nähern sich ihr dennoch Schritt für Schritt. Können Sie Stevies Pläne vereiteln?

Das Buch ist sehr flüssig und fesselnd geschrieben. Die Thematik der ES (Essstörung) wird behutsam angegangen, aber es wird Klartext gesprochen. Vor allem wird sehr gut differenziert, dass weder Anorexie noch Bulimie losgelöst von der persönlichen Geschichte gesehen werden können. Sie sind das Symptom und eine Art Bewältigungsstrategie, aber nicht die Ursache oder der Kern. Wenn man sie behandelt und beseitigt, kommt das eigentliche Übel erneut ans Tageslicht.  Nur wenige Bücher zu dem Thema gehen das Ganze von dieser Seite an. Auch die Vorgehensweise der Therapeutin hat mir sehr gut gefallen.

Das Buch richtet sich meines Erachtens vor allem an die Angehörigen und Freunde von Essgestörten sowie an Ehemalige. Betroffene sind vermutlich nicht zugänglich für die Informationen, die dieses Buch liefert, und suchen nur nach triggernden Textstellen.

Eine klare Empfehlung an junge Leute, die in ihrem Umfeld Betroffene haben, die sie verstehen, und denen sie helfen wollen.