Rezension

Mathilda auf Mördersuche

Lieblingsleiche - Andrea Becker

Lieblingsleiche
von Andrea Becker

Bewertet mit 4 Sternen

„...Wenn Sie den Mörder meines Onkels finden wollen, müssen Sie aber ein bisschen früher aufstehen. Können wir uns in einer Stunde im Büro treffen?.Dann besprechen wir alles Weitere...“

 

Detektiv Walther wird tot im Golfteich gefunden. Die Polizei geht von einem Unfall aus. Seine Mitarbeiterin Mathilda sieht das anders. Sie möchte das Detektivbüro noch solange nutzen, bis sie den Mörder von Walther überführt hat. Dazu muss sie sich mit dem einzigen Erben des Verstorbenen einigen, seinem Neffen Sam. Der wurde bisher finanziell von seinem Onkel unterstützt.

Die Autorin hat eine amüsanten Cosy Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich gut lesen.

Der Schriftstil passt sich dem Genre an. Neben den Ermittlungen lässt sich die Autorin selbstverständlich ebenfalls am Privatleben ihre Protagonisten teilnehmen.

Wie das Eingangszitat zeigt, ist Sam bereit, nach dem Mörder seines Onkels suchen zu lassen. Allerdings möchte er an den Ermittlungen beteiligt werden. Als ausgeprägter Hypochonder sieht er sich dabei insbesondere bei der Büroarbeit, während Mathilda die Außenaufgaben übernimmt. Ihre Tierliebe bringt sie dabei allerdings in manch prekäre Situation.

Mathilda lebt mit ihrer Freundin Ulla in einem Haus. Die schwärmt für das englische Königshaus. Mathilda hat zwei Kater, Ulla einen Corgi. Die Rangfolge ist für immer und ewig festgelegt.

 

„...Charles rannte, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen, zu dem zerkratzten Chesterfieldsofa […].Obwohl aus der Zucht der englischen Queen stammend und so teuer wie ein Mittelklassewagen, stand er in der Rangordnung des Hauses auf unterster Stufe. Noch unter den Mäusen im Keller...“

 

Mathilda stammt aus einer Dynastie von Polizisten. Detektive sind für ihren Vater überflüssig. Deshalb hat Mathilda nie über den Beruf ihres Chefs gesprochen. Sie charakterisiert ihre Familie so:

 

„...Denen geht es um Gesetz und Ordnung, die waren echte Beamte und obrigkeitshörig bis zum Anschlag. Die sind nicht neugierig, die sind spießig...“

 

Humorvoll wird dargestellt, wie Sam und Mathilda um die Vorherrschaft im Büro mit feiner Klinge kämpfen. Es sind so kleine Spitzfindigkeiten, die ihr Verhältnis anfangs bestimmen. Dann aber zeigt sich, dass Sam wesentlich mehr kann, als es scheint. Mathilda dagegen nimmt auch gern mal ein Fettnäpfchen mit. Beide lernen, sich mit ihren Stärken und Schwächen zu akzeptieren und wachsen bei ihren Ermittlungen beruflich zusammen.

Sie suchen Walthers Mörder in dessen beruflichen Umfeld, lernen dabei aber eine bisher unbekannte Seite des Detektivs kennen. Einer ihrer Verdächtigen erweist sich nicht nur als hartnäckiger Stalker, sein Auftreten ist mehr als peinlich.

Ab und an arbeitet die Autorin mit Überzeichnungen. Das trifft insbesondere auch auf den Stalker zu.

Am Ende lösen die beiden den Fall mit Bravour, obwohl es noch einmal ziemlich haarig wird.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich hoffe auf eine Fortsetzung.