Rezension

Mehr als eine Liebesgeschichte

Winterflüstern - Tanja Voosen

Winterflüstern
von Tanja Voosen

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dies war mein erstes Buch der Autorin, und obwohl es Teil einer Reihe ist, kann man es lesen, ohne die Anderen zu kennen. Die Geschichte wird aus der Perspektive von Protagonistin Kasie erzählt. Der Schreibstil ist sehr angenehm.

Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn etwas enttäuscht war, denn aufgrund des Klappentextes hatte ich etwas anderes erwartet.
Kasie zieht zu ihrem Onkel und dessen Familie in eine andere Stadt. Sie trägt stets das Tagebuch ihres Vaters bei sich, in das sie bewegende Geschichten von anderen Menschen schreibt. Constantin, den sie am Bahnhof trifft und der ihr seine herzzerreißende Liebesgeschichte erzählt, stellt sich schon sehr bald als ihr neuer Mitschüler und obendrein Lügner heraus.
Obwohl sie sich abgeschoben und einsam fühlt und nicht weiß, für wie lange sie bei ihrer Verwandschaft bleiben wird, findet Kasie eine Freundin. Sie versucht mit dem zurecht zu kommen, was ihrer Familie passiert ist und ihr neues Leben zu akzeptieren. Und nebenbei läuft ihr dieser Constantin immer wieder über den Weg...

Auch wenn sich die Geschichte ganz anders entwickelte, als ich erwartet hatte, hat sie mir ausgesprochen gut gefallen. Sie nimmt ein gemächliches Tempo auf und lässt dem Lesenden Zeit, Kasie und die anderen Protagonisten kennen zu lernen. Nach und nach erfährt man, was in ihrer Familie passiert ist und warum sie nun zu ihren Verwandten geschickt wurde. Man begleitet Kasie dabei, wie sie das Geschehene zu verstehen und akzeptieren versucht und wie sie an einem Neuanfang arbeitet. Dabei werden durch Nebencharaktere auch verschiedene andere Themen aufgegriffen, die zum Nachdenken anregen. Die Liebesgeschichte ist süß und auch für jüngere Leser geeignet. Sie entwickelt sich authentisch und kommt ohne unnötigem Drama aus. Durch einen geheimnisvollen Brief, dem Kasie auf den Grund gehen will, gelangt zusätzlich Spannung in die Geschichte.
Obwohl die Liebesgeschichte eine zentrale Rolle spielt, handelt dieses Buch hauptsächlich davon, Geschehenes zu akzeptieren und nach vorn zu sehen. Es geht um Freundschaft und Familie, ums Loslassen und darum, dass es im Leben nicht immer ein Happy End gibt.

Ich wurde vom Verlauf der Geschichte mehrmals überrascht, und insbesondere das Ende hat mich sehr bewegt. Es handelt sich hier um ein Jugendbuch, das ich unbedingt auch Erwachsenen empfehlen würde, da es viele zum Nachdenken anregende Thematiken aufwirft. Auch wenn die Kurzbeschreibung nicht optimal gewählt wurde, hat mich das Buch vollkommen gepackt und viel Freude bereitet. Ich freue mich schon sehr auf die anderen Bücher der Autorin.

Fazit:
Eine tiefgründige Geschichte, in der es um mehr als um Liebe geht. 4,5 Sterne.