Rezension

Mehr Frauenroman als Krimi für mich

Im Sturm -

Im Sturm
von Pernilla Ericson

Bewertet mit 4 Sternen

Nach der Leseprobe hatte ich mich auf einen spannenden Schweden-Krimi gefreut, der zudem in einer Gegend spielt, die ich gerade bereist habe.
Aber meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt.

Worum geht es?

Die „toughen“ Kommissarinnen Liv und Lilly werden als „Spezialistinnen“ zur Verstärkung in die nordschwedische Provinz geschickt, wo die örtlichen Polizeikräfte in einem bislang unaufklärbaren Mord keine Fortschritte zu erzielen scheinen. Voller Elan beginnen sie mit ihren Ermittlungen, als ein schwerer Sturm das Dorf von der Außenwelt abschneidet.

Pernilla Ericson gelingt es sehr gut, die Situation „plötzlich ohne Strom“ zu beschreiben und man denkt unwillkürlich darüber nach, wie abhängig man davon ist, dass einfach alles funktioniert, und sei es bei der Supermarktkasse... Das hat mir ganz gut gefallen. Allerdings hat die Autorin für meinen Geschmack die „Klimakrise“ zu plakativ in den „Krimi“ mit eingebracht, ich las erst später, dass es eine Herzensangelegenheit von ihr ist.
Das war mir an manchen Stellen ein wenig too much.

Auch sonst war das Buch gut gemeint ein wenig überfrachtet – Stalking, Gewalt gegen Frauen, unerfüllter Kinderwunsch, Pflegekinder, Adoptivkinder...es gibt jede Menge Rahmenhandlung, aber viel zu wenig Krimi.

Die eigentliche Krimihandlung – es gibt weitere Tote – kann man schnell durchschauen und ich fand die Auflösung plausibel, aber bis auf eine Kleinigkeit auch recht vorhersehbar. Das wäre aber nicht so schlimm, wenn mir die Personen in irgendeiner Form ans Herz gewachsen wären, aber dem war leider auch nicht so.

Das Buch ist in einem einfachen Schreibstil gehalten und lässt sich gut und flüssig lesen.Man erfährt viel – im Grunde zuviel - über das Privatleben der Ermittlerinnen und eine Hausgeburt mitten im Sturm muss auch noch für Spannung herhalten.

Für mich las es sich mehr wie ein Roman für Frauen, junge Frauen, die sich wohl in den beiden Kommissarinnen – deren Toughheit sich überwiegend in Selbstverteidigungskünsten zeigt - wiederfinden sollen ? Keine Ahnung.

Mir blieben die Protagonistinnen sehr fern, ich konnte zu keiner von beiden eine Beziehung aufbauen.

Die Mordserie an sich wurde schlüssig und nachvollziehbar aufgeklärt, ich hatte sogar Verständnis für die Taten.

Das Buch kann man gut so vor sich hinlesen. Ich werde aber keine weiteren Bände der Serie lesen, dazu fehlte mir der Funke, der leider nicht übersprang.Ich kann mir hingegen durchaus eine Verfilmung des Buchs vorstellen.

Ich vergebe gerne 3* - und durchaus eine Leseempfehlung, aber nicht für einen Krimi, sondern für das Genre „Spannungsromane für Frauen“.